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Archiv-Artikel

Polizeibusse auf dem Prüfstand

ADAC warnt vor Einsatz des Mercedes Sprinter für Verfolgungsfahrten. Polizeispitze erwägt spezielles Fahrtraining. Siebenjähriges Unfallopfer außer Lebensgefahr

Nach dem Unfall eines Polizeibusses am ersten Weihnachtstag in Niendorf, bei dem zwei Mädchen verletzt worden waren, hat der ADAC Kritik an der Fahrzeugwahl der Beamten geübt. Zugleich kündigte die Polizeiführung an, prüfen zu lassen, ob es Schulungen für Fahrer von polizeilichen Kleinbussen geben soll.

Am Sonntag war ein Mercedes Sprinter auf dem Garstedter Weg ins Schleudern gekommen und auf den Gehweg gekippt. Zwei Mädchen (7) wurden von dem Bus erfasst (taz berichtete). Eines wurde schwer verletzt, sei inzwischen aber außer Lebensgefahr, so gestern Polizeisprecherin Ulrike Sweden. Nach bisherigen Erkenntnissen habe Glatteis den Unfall verursacht. Die Beamten seien zu einem Überfall gerufen worden, aber einem Zeugen zufolge nicht schneller als etwa 40 Stundenkilometer gefahren.

Es war der vierte Polizeieinsatz in diesem Jahr, bei dem ein Sprinter umkippte. In den zehn Vorjahren sei dies nie passiert, berichtete Sweden. Weil der Bus für Führerschein-Klasse 3 zugelassen sei, gebe es bisher keine Sonderschulung für die Fahrer. Diese würde nun erwogen.

Der ADAC mahnte, die Einsatzleitungen müssten individuell entscheiden, „mit welchem Fahrzeug man was tut“, so Sprecher Matthias Schmitting. Der Sprinter sei „von der Fahrphysik her nicht unproblematisch“ und mit einer Verfolgungsjagd „überfordert“. Wegen seines höheren Schwerpunktes neige er bei schwacher Beladung zum Kippen. „Es ist zu bezweifeln, dass es Sinn macht, mit so einem Fahrzeug zu einem Raubüberfall zu fahren“, so Schmitting.

Auch der SPD-Abgeordnete Andreas Dressel forderte, den Einsatz des Sprinter für „Blaulicht- und Verfolgungsfahrten“ zu hinterfragen. Er stellte gestern eine kleine Senatsanfrage, mit der er Details über den Einsatz erfahren will. Wissen will er etwa, warum die Polizeispitze – trotz seit langem angebotenen Fahrsicherheitstrainings durch Mercedes – erst jetzt eine Schulung erwägt. Eva Weikert