„Individuelle Strategien“

Wie asiatische Zuwanderer in Hamburg leben

■ Jahrgang 1972, ist Kultur- und Politikwissenschaftler und Autor des Buches „Asiatische Deutsche“. Er ist in Vietnam geboren und lebt in Berlin.

taz: Herr Ha, fühlen sich Hamburgs Asiaten gut integriert?

Kien Nghi Ha: Ende der 70er-Jahre kamen viele Bootsflüchtlinge auch in Hamburg an. Sie bildeten eine aktive Exil-Diaspora, integrierten sich gut und fühlten sich wohl.

Ist die Stadt ein guter Wohnort?

Ich denke, Hamburg bietet vielfältige Möglichkeiten als Handelsmetropole, Universitätsstadt und hat reiches Kulturleben. Die Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt ist geringer als in Ostdeutschland. Dort kommt es häufiger vor, dass eine Bewerbung auf Grund des Namens oder Fotos aussortiert wird.

Asiaten haben in den Medien ein recht gutes Image, oder?

Nein. Gerade in den 90er-Jahren wurden viele Vietnamesen mit der Zigarettenmafia oder Schleuserbanden in Verbindung gebracht. In den letzten Jahren verstärkte sich allerdings ein positives Bild, aufgrund des Bildungserfolgs der zweiten Generation.

Wie kommt das?

Asiatische Deutsche sind sehr erfolgsorientiert, streben internationale Vernetzung an. Während man bei schwarzen oder türkischen Deutschen oft eine starke politische Selbstorganisation findet, verfolgen vietnamesische eher individuelle Strategien.

Was würden Sie sich für die Asiaten in Deutschland wünschen?

Mehr Öffentlichkeit und gemeinsame Diskussionen, was es bedeutet als asiatisch aussehender Mensch in Deutschland zu leben.  INTERVIEW: JANINA KRUPOP

Autorenlesung „Asiatische Deutsche“ von Kien Nghi Ha: 19.30 Uhr, Werkstatt 3, Nernstweg 32–34