Operation Marriage feiert eiserne Hochzeit

60 Jahre NRW auf 60 Zeilen: Von der Gründung des Bundeslandes bis zum schwarz-gelben Machtwechsel 2005

Die Mission war „Top Secret“. Bis zuletzt hielten die britischen Besatzer ihren Plan streng geheim. Im Sommer 1946 verkündeten sie ihre „Operation Marriage“: Aus den preußischen Ex-Provinzen Rheinland und Westfalen wurde NRW (1947 folgte das Lipperland widerwillig dem neuen Bindestrichteilstaat).

Als ersten Ministerpräsidenten setzten die Militärbesatzer den Linkskatholiken Rudolf Amelunxen ein. Aus den ersten Landtagswahlen 1947 ging der christliche Sozialist Karl Arnold als Sieger hervor. Der CDU-Regierungschef handelte den Briten immer mehr Regierungskompetenzen ab, verlor aber in den Folgejahren gegen Bundeskanzler Konrad Adenauer den Machtkampf um den politischen Kurs der Christdemokraten. Statt Sozialismus behauptete die CDU: „Soziale Marktwirtschaft“.

NRW wurde zum Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs in der BRD. Herz des Landes war das Ruhrgebiet. Stahl und Kohle aus dem Pott befeuerten den Mythos vom „Wirtschaftswunder“. NRW wurde zum Sozialstaat, Neubauwohnungen und besser bezahlte Jobs lösten die Nachkriegsnot ab. Doch der ökonomische Optimismus endete in den 60er und 70er Jahren. Das Zechensterben begann und die CDU-Ära endete. 1966 übernahm die SPD für vier Jahrzehnte die Macht im Land.

„Wir in NRW“ hieß der Slogan der SPD-Ministerpräsidenten Heinz Kühn und Johannes Rau. Trotz (oder wegen) Montankrise, Streit um Schulreformen sowie neuen Umweltthemen wie Smog und Atom regierte die SPD von 1980 bis 1995 mit absoluter Mehrheit.

Raus Nachfolger Wolfgang Clement und Peer Steinbrück bekamen die Strukturkrise des Landes nicht in den Griff. Am 22. Mai 2005 gaben die NRW-Wähler CDU und FDP das Mandat für einen schwarz-gelben Machtwechsel. MARTIN TEIGELER