Applaus für Köhlers Gewinnmodell

Sollten Arbeitnehmer an Firmengewinnen beteiligt werden, wie der Bundespräsident vorschlägt? Ja, lautet die Antwort – von Arbeitgebern, den großen Parteien und einigen Gewerkschaften. Linke erwarten aber Mitspracherechte für die Belegschaft

BERLIN rtr/ap/dpa ■ Mit seinem Vorstoß für eine stärkere Gewinnbeteiligung von Arbeitnehmern stößt Bundespräsident Horst Köhler auf breite Zustimmung. Neben Arbeitgebervertretern, Politikern von Union, SPD und FDP reagierte auch ein Teil der Gewerkschaften positiv.

„Überrascht und erfreut zugleich“ äußerte sich Ver.di-Vizechef Frank Werneke: „Das war das erste Mal, dass der Bundespräsident so klare Worte zur nachlassenden sozialen Balance gefunden hat“, sagt er der Netzeitung. Köhler hatte in einem Stern-Interview auf die wachsense Kluft zwischen Arm und Reich hingewiesen und gesagt, der Grundsatz: „Eigentum verpflichtet“ gelte in Zeiten der Globalisierung umso mehr. „Es ist zu hoffen, dass Köhlers Worte auch bei den konservativen Parteien und im Arbeitgeberlager Gehör finden“, sagte Werneke. Der Gewerkschafter hält jedoch eine Gewinnbeteiligung der Arbeitnehmer allenfalls in großen Konzernen für umsetzbar.

Grundsätzliche Zustimmung signalisierte auch die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Er könne die Forderungen Köhlers unterstützen, sagte deren Chef Hubertus Schmoldt. Dagegen meldete IG-Metall-Chef Jürgen Peters Bedenken an. Arbeitnehmern bleibe bei Köhlers Beteiligungsvorschlag der Einfluss auf die Unternehmensgeschicke verwehrt, bemängelte Peters im ZDF. Die Folgen von Fehlentwicklungen sollten die abhängig Beschäftigten hingegen tragen.

Deutliches Lob kam aus dem Lager der Wirtschaft: Köhler weise den richtigen Weg, denn die Produktivitätsentwicklung sei der richtige Maßstab für Lohnerhöhungen, sagte Reinhard Göhner von der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände dem Handelsblatt.

Auch Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) bezeichnete es als großen Vorteil, Mitarbeiter am Erfolg des Unternehmens zu beteiligen. In schwierigen Zeiten bringe das den Arbeitnehmern zwar wenig, sagte der CDU-Politiker der Bild-Zeitung. Es belaste aber auch das Unternehmen nicht. Grundsätzlich positiv äußerte sich der SPD-Arbeitsmarktpolitiker Klaus Brandner. Seiner Ansicht nach müsste aber noch eine ganze Reihe rechtlicher Fragen geklärt werden. So benötigten Arbeitnehmer im Insolvenzfall Sicherheiten. Offen sei auch, was mit dem Vermögen passiere, wenn ein Beschäftigter den Betrieb verlasse. Bei einer Mitarbeiterbeteiligung sei außerdem ein „stärkeres Mitspracherecht“ erstrebenswert, sagte Brandner.

Nach Ansicht des Wirtschaftsweisen Wolfgang Franz könnte das Modell der Gewinnbeteiligung auch Tarifverhandlungen entschärfen. Denn Gewerkschaften könnten niedrigere Abschlüsse akzeptieren, wenn sichergestellt sei, dass man bei guten Geschäftsergebnissen der Unternehmen an den Gewinnen beteiligt würde.