WASG versus Gysi
: Anfängerbonus ist verspielt

Deutschlands populärster Parlamentslinker, Gregor Gysi, tritt satzungsgemäß dem Berliner Verband der linken Wahlalternative WASG bei. Das Absurde dabei: Der eigene Landesvorstand weiß nichts davon und will sich nun den zuständigen Bezirksvorstand vorknüpfen. Die Gurkentruppe macht somit zum Jahresende noch einmal ihrem Kosenamen alle Ehre. Spott erntet sie von allen Seiten. Das wäre unerheblich, wenn es in der Sache nicht um etwas Richtungsweisendes gehen würde.

KOMMENTAR VON FELIX LEE

Es ist zwar nicht zu erwarten, dass ausgerechnet der ehemalige Wirtschaftssenator und selbst in seiner eigenen Partei umstrittene Gysi die Fundamentaloppositionellen der WASG mit der Senatspartei versöhnt. Und doch ist Gysis Schritt ein gut gemeintes Signal. Schließlich weiß nicht nur er, dass an einer Einigung der Hauptstadtlinken die Glaubwürdigkeit der gesamten Bundespartei hängt.

In vielen europäischen Ländern sind Parteien links der Sozialdemokratie und mit starker Rückendeckung der sozialen Bewegungen nicht mehr von der politischen Bühne wegzudenken. Das fast zweistellige Ergebnis der Linkspartei nach dem gemeinsam mit der WASG geführten Bundestagswahlkampf hat gezeigt, dass auch in Deutschland ein nicht zu vernachlässigender Teil der Bevölkerung eine starke Linkspartei im Bundestag befürwortet.

Der Anfängerbonus der Berliner WASG ist verspielt. Es wird Zeit, dass die notorischen Neinsager über den Tellerrand ihres Kleinkiezes hinausschauen. Denn auf dem Spiel steht ein bundesweites Projekt.