Alle Wege führen nach oder über Paris

In den Banlieues gibt es eine Reihe von Veranstaltungsorten mit Musiklokalen. Dort spielt man nicht nur HipHop

Banlieusards, die es sich leisten können, verbringen ihre Freizeit in Paris. Ihre wichtigsten Versammlungsorte sind das Hochhausviertel La Défense im Osten und das unterirdische Einkaufszentrum Les Halles im Stadtzentrum. Beide haben direkten Anschluss an große Vorortbahnhöfe. Über Lokale in Nachbargemeinden sind Banlieusards nicht informiert. Denn das Netz öffentlicher Verkehrsmittel in der Île-de-France ist zwar dicht, aber so gut wie alle Wege führen nach Paris. Wer von einer Banlieue zur nächsten will, muss lange Umwege in Kauf nehmen.

Ratschläge von Parisern für Ausgehmöglichkeiten in der Banlieue sind schnell erschöpft. Sie beschränken sich auf die Guinguette-Lokale am Ufer der Marne, östlich von Paris, wo schon ihre Großeltern getanzt haben. Die Lokale – darunter Klassiker wie Chez Gégène, Le Petit Robinson und Mimi la Sardine – liegen längs der Allee der Guinguettes und werden sowohl im Winter als auch im Sommer bewirtet.

Jenseits der altbewährten gibt es rund um Paris einige Cafés Culturels und Musiklokale. In der östlich gelegenen Vorstadt Fontenay-sous-Bois macht La Milonga ein Kulturprogramm mit Weltmusik, Tanz und Essen (280, Avenue Victor Hugo, Anreise: RER Val de Fontenay, dann Bus 118 und 122).

Im Süden in der Vorstadt Ris-Orangis funktioniert Le Plan (1 rue Rory Gallagher, wenige Schritte von der RER-D Station Ris Orangis entfernt) als Talenteschuppen für Rap- und HipHop-Musiker.

Wer einen Querschnitt der gegenwärtigen HipHop-Tänze haben will, sollte im Januar zu dem alljährlichen HipHop-Festival des Theaters Jean-Vilar in der westlichen Vorstadt Suresnes gehen. Das Theater liegt in einer Modellsiedlung aus der Zwischenkriegszeit (Place Stalingrad, Anreise per Métro bis La Défense, dann Bus 144 und 244).

„Banlieue Bleues“ organisiert vom 25. Februar bis zum 7. April Konzerte in 17 verschiedenen Städten des Département Seine-Saint-Dénis. An der 22. Auflage von „Banlieues Bleues“ sind 70 Jazz- und Blues-Gruppen aus aller Welt beteiligt.

Im Spätherbst jeden Jahres kommen afrikanische Musiker, oft in Zusammenarbeit mit Jazz- und Bluesmen, bei „Africolor“ zu Ehren. Auch dieses Festival läuft über mehrere Wochen in verschiedenen Orten der Banlieue. Einzelne Vorstädte organisieren auch eigene thematische Festivals. Créteil im Pariser Osten beispielsweise richtet jeden Frühling ein Frauenfilmfestival aus.

DOROTHEA HAHN