: Irjentwie unheimlich
Auch eine Kanzlerin gerät einmal ins Träumen – und sei es auf dem Friseurstuhl von Udo Walz. Und was für ein Traum! Mit Posaunen, Lakaien und einigen kräftigen Herren für den Merkel’schen Jesamtkörper!
VON ALBERT HEFELE
Besser hätte es nicht laufen können für Entschii. Seien wir doch bitte ehrlich. Alles geklappt wie am Schnürchen. Grade zum Jahresende. Die große Kolli flutscht. Von international gar nicht zu reden. Tony Blair ist begeistert: „Good Lady“ und d’Estaing ist ganz weg: „Unsere Angelique.“ Europa liegt ihr zu Füssen und die ersten hundert Tage sind noch gar nicht rum! Auch im Salon von Udo Walz hat sich einiges geändert, seit Frau Doktor Merkel Frau Kanzlerin Doktor Merkel ist. Kaum hat sie in ihrem Sessel, der übrigens seit Neuestem aus reinem schwarz-rot-goldenen Damast gewirkt ist, Platz genommen, schweben mehrere farbige Lakaien heran, bewerfen sie mit Rosenblättern und schwenken Duftstäbe und Palmenzweige.
Angela (erstaunt): Hallo, hallo watt machen Sie denn da? Ick wollte eijentlich det Übliche … Topfschnitt und so …
Chor der Lakaien (froh): Hurra, Frau Doktor Kanzler, viel Glück und Gott erhalt’s! Und segne Ihre Werke – es grüßt Sie Udo Walz!
Angela (lauschend): Watt? Was iss den heute los? Habt ihr schon Neujahrspunsch intus? Wo ist mein Udo? Udooo!
Chor der Lakaien (bereitwillig einfallend): Udo! Udo! Udo!!!!
Angela (leicht genervt): Ja, ja is ja jutt. Jetzt haltet mal wieder die Klappe.
Udo (wie auf Schienen heransausend): Entschii, bischt du zufrieden? War alles recht so?
Angela (aufzeigend): Ja schon, aber …
Udo (aufgebracht nach hinten): Was isch denn mit den Posaunen? Glaubsch ich zahl Posaunen, und dann kommt nix? Posaunen!
Chor der Posaunen: Trööööt!
Udo (stolz): Na also. Ägschdra für dich Entschiii.
Angela (Ohrmuschel formend): Wie bitte? Ick versteh so schlecht, weijen dem Jetröte da hinten.
Udo (bedeutend): Bass uff, dess ischt der himmlische Bläserkoor. Käärubiim ond Särafiim. Nicht ganz billig, kann ich dir sagen, nicht ganz billig. Aaab’r für onsere Frau Kanzler ischt mir nix zu teuer!
Angela (ambivalent): Sehr schön. Doch, Udo, allet sehr schön, aber irjentwie … (flüsternd) aber irjentwie sind mir diese Leute unheimlich … ick wollte doch nur meinen Topfschnitt wie immer, und nu machen da welche an meine Füße rum …
Udo (säuselnd): Aaab’r Entschii – das ischt doch die Globaliaa...
Angela (hohl): Globaliaa? Watt is‘n dett für ’n Name?
Udo (zischelnd): Die Globaliaa ischt eine original afrikanische Prinzessin. Die ischt Weltmeischterin in Fusspflägää … nicht ganz billig Entschiii … ab’r für dich …
Angela (nervös): Schön, schön. Es kitzelt ’n bisschen, aber sonst sehr schön.
Udo (stolz): Gäll, des gefällt dir, du bischt doch ein Genussmensch, des war mir gleich glaar … Ond (verschwörerisch) da wären auch noch kräftige Herren em Angeboot für den Gesamtkörper – äh – wenn du maagsch …
Angela (neugierig): Jesamtkörper?
Udo (leicht speichelnd): Eine Masaasche halt. Von einem kräftigen Herren. Da hörsch du die Trompeten von Jeerichoooo!
Chor der Posaunen: Trööööt!!!!
Udo (ärgerlich): Etzt nicht! Ich schbräche mit Frau Doktor Kanzlerin! Über die Entwicklung der Lohnnäbenkoschten!
Angela (bass erstaunt): Wie bitte? Lohnnebenkosten? Ick denke, ick werde massiert …
Udo (leicht sauer): Massiert? Schonst noch was? Seit zehn Minuten wasch ich dir die Haare und erklär ich dir des mit den Lohnnäbenkoschten und du hörsch gar nicht zu!
Angela (verwirrt um sich blickend): … wo sind denn die Lakaien und die Posaunen …?
Udo (ätzend): Ja freilich. Lakaien, Posauen. Vielleicht noch eine kleine Fußpflääge? Das gäb einen sauteuren Topfschnitt.
Angela (traurig in der Realität landend): Da muss ick wohl ein Minütchen einjenickt sein.