PAY-TV-SENDER ARBEITEN ZUSAMMEN STATT GEGENEINANDER
: Die Bundesliga schadet dem Wettbewerb

Die Live-Übertragung der Fußballbundesliga läuft ab der Saison 2006/2007 gegen Bares im deutschen Fernsehkabel – zumindest in Hessen und Nordrhein-Westfalen. Denn die Rechte dafür besitzt jetzt die Firma Arena, die den Kabelnetzbetreibern Ish, Iesy und Telecolombus gehört. Doch diese drei decken nicht das gesamte Bundesgebiet ab – also muss Arena sich, wie mit der Deutschen Fußball-Liga vereinbart, um den flächendeckenden Empfang kümmern und will sich deswegen noch Kabel Deutschland ins Boot holen. Der Branchenprimus versorgt rund 47 Prozent der deutschen Kabelhaushalte und hat seine Schwerpunkte im Norden und Osten der Republik.

Nach den Jahren des Quasi-Monopols von Premiere im Pay-TV droht nun also neue marktbeherrschende Dominanz – zur Abwechslung mal im Kabel. Zwar beeilt sich Arena, mit Blick auf das Bundeskartellamt zu versichern, es seien doch nur Kooperationen der Kabelfirmen geplant und kein Gemeinschaftsunternehmen für Pay-TV. Doch das ist Kosmetik. Denn anders lassen sich die Liga-Bedingungen realistischerweise nicht erfüllen. Ob Arena nun formal ein Gemeinschaftsunternehmen der Kabelbetreiber wird oder nur ein loser Verbund, kann dem Zuschauer schnuppe sein: Er hat wieder einmal keine Alternative.

Und die Aussichten sind noch trüber: Premiere funktioniert bislang als Programmanbieter. Den Transport der Premiere-Inhalte übernehmen andere Unternehmen – eben die Satelliten- und Kabelfernsehbetreiber. Bei Arena beziehungsweise den dahinter stehenden Unternehmen kommt jetzt beides zusammen: Netz und Inhalte. Dass die Kabelfirmen vom Signaldurchleiter zum Programmveranstalter, also zum Sender werden, ist überfällig, weil sie auf diese Weise die anstehende Digitalisierung des Kabelnetzes bezahlen können.

Die Medienpolitiker wollten, dass jede der großen Kabelfirmen für ihr regionales Netz Bezahlfernsehangebote schafft und so für Wettbewerb sorgt. Jetzt ist das Gegenteil zu befürchten: Beim wahrscheinlichen nationalen Pay-TV-Verbund im Kabel kann von Wettbewerb oder Vielfalt keine Rede mehr sein. Und der Bundesliga-Deal hat diese Gefahr ausgelöst. STEFFEN GRIMBERG