„Kapituliere nie!“

Springer-Chef Mathias Döpfner kündigt an, im Konflikt mit der Konzentrationskontrolle KEK „zu weitgehenden Kompromissen bereit“ zu sein. Worin die bestehen sollen, lässt er aber im Unklaren

Je härter der Gegenwind ist, desto weicher wird Mathias Döpfner. Oder will wenigstens so erscheinen. Heute läuft für Springer die Frist ab, um die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) doch noch davon zu überzeugen, dass von der geplanten Fusion mit der Fernsehfamilie ProSiebenSat.1 keine Gefahr für die Meinungsmacht im Lande entsteht. Am 20. Januar verkündet dann auch das Bundeskartellamt seine Entscheidung über den Deal, der die deutsche Medienlandschaft nachhaltig umkrempeln würde. Und Döpfner müht sich nochmals ab, Kompromissbereitschaft und Kampfeswillen zugleich zu verströmen.

Die zentrale KEK-Forderung nach einem Fernsehbeirat für Sat.1. mit weitreichenden Kompetenzen will er garantiert nicht hinnehmen, erklärte der Vorstandschef von Europas größtem Zeitungshaus in der FAZ: „Das Modell ist eine Enteignung mit fortgesetzter Finanzierungspflicht bis zur Pleite“, so Döpfner. Nun hatte der KEK-Vorsitzende Dieter Dörr im taz-Interview (31. 12. 2005) erklärt, Springer habe in der betreffenden Anhörung einem solchen Beirats-Vorschlag prinzipiell zugestimmt. „Das Eckpunktepapier hatte nichts mit dem zu tun, was wir vereinbart hatten“, sagt Döpfner heute. Dennoch: „Wir sind zu weitgehenden Kompromissen bereit“ – nur bleibt von denen bei näherem Hinsehen herzlich wenig übrig: Ein Sender-Beirat „mit qualitäts- und vielfaltssichernder Funktion“ sei weiter denkbar – dieser dürfe aber keine „operativen Personal- und Programmentscheidungen“ treffen können. Doch das liefe auf ein besseres Frühstücksdirektoren-Gremium hinaus und zeigt nur: Jegliche Beirats-Lösung ist Quatsch. In der KEK-Variante hätte tatsächlich der Beirat das Wesentliche, in Springers Version nichts zu sagen. Eine Zwischenlösung ist schwer vorstellbar.

Dass die KEK die Latte für eine Zustimmung für den Zusammenschluss derart hoch legt, macht aber Sinn. Auch wenn die Kommission dafür von immer mehr Medienwächtern kritisiert wird und künftig wohl in einer Reform der Medienaufsicht in einem anderen, weniger unabhängigen Gremium aufgehen dürfte (siehe Interview).

Für das Kartellamt hat Döpfner nochmals die „Desinvestition aller gemeinsam mit Bertelsmann gehaltenen Unternehmensbeteiligungen“ im Gepäck. Doch das betrifft neben einigen Radiosendern lediglich den Druck- und Logistikbereich. Die Bedenken des Kartellamtes wegen der marktbeherrschenden Stellung der Bild-Zeitung und der Dominanz des fusionierten Konzerns im Werbemarkt dürfte es kaum ausräumen. Aufgeben will Döpfner aber längst noch nicht: „Siege, wenn du kannst, verliere, wenn du musst, aber kapituliere nie!“, sagte er der FAZ. Dabei ist der Mann nicht mal Reserveoffizier. HPI, STG