Schwermetalle im Lachs

Russland hat überhöhte Giftkonzentrationen im norwegischen Lachs festgestellt. In den letzten Jahren gab es schon Alarm wegen Antibiotika, Dioxinen und PCB

STOCKHOLM taz ■ Seit Jahresbeginn importiert Russland keinen Zuchtlachs mehr aus Norwegen. Begründung: Stichproben würden seit längerer Zeit unzulässig hohe Schwermetallbelastungen anzeigen. Blei würde sich 18fach über dem erlaubten Grenzwert finden, Kadmium sei 3,5fach erhöht. Die Lachspreise wie die Aktienkurse der betroffenen Fischzuchtunternehmen sanken inzwischen.

Es ist nicht der erste Verdacht, dass Lachs giftig sein könnte. In den 90er-Jahren war die Branche wegen hoher Dosen von Antibiotika ins Gerede gekommen, die Massenerkrankungen in den engen Aufzuchtkäfigen vermeiden sollten und die sich dann auch in den Lachsfilets im Supermarkt wiederfanden. Neue Aufzuchtmethoden lösten zwar dieses Problem, doch wurde dann der Verdacht laut, ausgerechnet jener Futterzusatz könnte gesundheitsschädlich sein, der die rote Farbe erzeugt, die die Verbraucher erwarten. Und vor zwei Jahren wurden die Konsumenten von einem dramatischen Dioxin- und PCB-Alarm verschreckt. Wegen der Krebs erregenden Stoffe rieten Forscher damals davon ab, Zuchtlachs mehr als einmal im Monat zu genießen. Dabei ist Lachs eigentlich ein sehr hochwertiges Lebensmittel – dank seines hohen Gehalts an Omega3-Fettsäuren. Inzwischen ging der Lachskonsum in Deutschland zurück, das seinen Bedarf zum größten Teil aus Norwegen bezieht. Jährlich isst der Durchschnittsdeutsche 13,5 Kilogramm Fisch – Lachs macht etwa ein Zehntel aus.

Die Schwermetall- und Dioxinbelastungen stammen vor allem aus dem Futter für die norwegischen Zuchtlachse: Wildfisch, der vor den heimischen Küsten gefangen wird. Das Wasser scheint dort stark verseucht zu sein. Wie Oslos Fischereiministerin Helga Pedersen betont, erfülle man aber die EU-Grenzwerte. Die norwegische Lebensmittelbehörde ziehe regelmäßig Proben. Auch das Fischfutter werde ständig kontrolliert.

Die Lachsfutterproduktion aus Wildfisch ist nicht nur wegen der unerwünschten Rückstände umstritten. Sie gilt auch als ineffizient: Damit ein Zuchtlachs um ein Kilo zunimmt, werden drei bis vier Kilo Wildfisch benötigt, der für Menschen essbar ist. Für Maren Esmark vom WWF-Norwegen ist dies eine inakzeptable Vergeudung: „Es ist ein ethisches Dilemma, Nahrungsmittel dafür zu verschwenden, ein teureres Produkt zu erzeugen, das dann auf einem exklusiven Markt landen soll.“ REINHARD WOLFF