: Fetter Fisch soll bei Parkinson helfen
MORBUS PARKINSON Gene und die Ernährung werden als Ursache für die Parkinson’sche Krankheit verantwortlich gemacht. Lebensmittel mit viel Vitamin B6 sollen das Erkrankungsrisiko etwas reduzieren
Wenn der Patient zu zittern gerade erst anfängt, ist die Parkinson’sche Krankheit schon weit fortgeschritten. Bereits 70 Prozent der Dopamin produzierenden Nervenzellen in der Substantia Nigra sind dann schon abgestorben. In dieser Region des Gehirns wird der für das Funktionieren dieses gesamten Organs unentbehrliche Nervenbotenstoff Dopamin produziert. Neben dem Tremor, dem Zittern, sind weitere durch den zunehmenden Dopaminmangel hervorgerufene Symptome Muskelversteifungen, Bewegungsverlangsamung und häufiger Verlust der Balance, dazu kommen oft noch psychische oder vegetative Störungen wie Depressionen und Blasenschwäche.
Als eine der sogenannten neurodegenerativen Krankheiten tritt Parkinson vor allem bei älteren Menschen auf. Schätzungsweise drei Prozent der über 65-Jährigen in den USA und in Europa sind davon betroffen, in Deutschland sind das etwa 200.000 bis 250.000 Menschen. Auf die Gesundheitssysteme der westlichen Welt kommt hier mit dem demografischen Wandel eine hohe Belastung zu. Entsprechend hoch ist auch das Interesse an der Erforschung der Ursachen.
Vor kurzem haben zu diesem Thema Ärzte und Humangenetiker von der Technischen Universität München, der Neurologische Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und des Helmholtz Zentrums München die Ergebnisse einer in Zusammenarbeit mit einem Forscherteam der Universität Newcastle durchgeführten Studie publiziert. Die Münchner hatten an Nervenzellen von Parkinson-Patienten untersucht, welche Gene im Vergleich zu gesunden Probanden Veränderungen aufwiesen.
Ein knappes Dutzend solcher Gene wurden bisher beobachtet. Besonders bemerkenswert fanden die Münchner Forscher eine Abweichung beim sogenannten Pyridoxalkinase-Gen. Es gilt als verantwortlich für die Menge oder Aktivität des Enzyms Pyridoxalkinase (PDXK) im Gehirn. Dieses wiederum wandelt Vitamin B6 in eine vom Körper nutzbare Variante um, ohne welche die Produktion des schicksalhaften Signalstoffs Dopamin unmöglich ist.
Anschließend verglichen die beteiligten Forscherteams bei über 1.200 Parkinson-Patienten und mehr als 2.800 gesunden Probanden in Großbritannien, Italien und Deutschland die Aktivität des betreffenden Gens. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine Veränderung dieses Gens tatsächlich das statistische Risiko erhöht, an der Parkinson’schen Krankheit zu erkranken. Bei der Entwicklung maßgeschneiderter Therapien zu ihrer Behandlung könnte diese Erkenntnis hilfreich sein.
„Unsere Studie zeigt das Zusammenspiel von erblichen Faktoren und Umwelteinflüssen wie zum Beispiel Nahrungsgewohnheiten bei der Entstehung des Morbus Parkinson“, erklärt der Erstautor der Publikation Matthias Elstner. Die Studie zeigte nämlich auch, dass eine reichliche Aufnahme des Vitamins B6 nicht nur bei der Parkinson-Therapie hilft, sondern sogar das Erkrankungsrisiko reduziert. Zwar ist dieser Faktor relativ, welche Lebensmittel aber am meisten Vitamin B6 enthalten, steht wenigstens fest. Es sind unter anderem Frischmilchprodukte, Innereien vom Rind, fetter Fisch, Kohl, grüne Bohnen, Linsen, Nüsse, Avocados und Bananen, aber auch Weißbier. BARBARA KERNECK