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Archiv-Artikel

Afrika soll Darfur an die UNO übergeben

Überlegungen nach der US-Geldverweigerung für AU-Friedenstruppe. UN-Sicherheitsrat berät nächste Woche

Von D. J.

BERLIN taz ■ Nachdem der US-Kongress die weitere US-Finanzierung der afrikanischen Friedenstruppe in Sudans Kriegsregion Darfur abgelehnt hat, mehren sich die Überlegungen, die Truppe ganz abzuschaffen und durch eine UN-Mission zu ersetzen. Der britische UN-Botschafter Emyr Jones Parry sagte am Mittwoch in New York, die Übernahme der bestehenden Beobachtertruppe der Afrikanischen Union (AU) durch die UNO müsse eine der Optionen sein, wenn der UN-Sicherheitsrat am 13. Januar über die Lage im Sudan diskutiert. „Wir müssen sicherstellen, dass es eine Kontinuität des Eingreifens der internationalen Gemeinschaft gibt“, sagte Jones Parry. „Wenn das heißt, dass die AU sich für eine Übergabe an die UNO entscheidet, werden wir solche Optionen prüfen müssen.“

Die AU-Mission zur Überwachung des nur auf dem Papier bestehenden Waffenstillstands in Darfur zählt 6.848 Mann. Da sie ihr Budget für 2006 nicht zusammenkriegt, unter anderem wegen eines negativen Votums im US-Repräsentantenhaus Anfang dieser Woche, ist ihr Fortbestand akut gefährdet. Im Südsudan steht demgegenüber eine UN-Blauhelmtruppe, die bislang 5.783 Mann umfasst. Sie überwacht den vor einem Jahr unterzeichneten Friedensvertrag zwischen Sudans Regierung und Südsudans Rebellen. Dass die UNO im Südsudan den Frieden überwacht, während niemand etwas gegen den Krieg in Darfur tut, war damals schon auf breite Kritik gestoßen.

Der Präsident des an Darfur angrenzenden Tschad, Idriss Déby, forderte unterdessen, Darfur unter UN-Mandat zu stellen. In Darfur stehen tschadische Rebellen, je nach Gruppierung von Sudans Armee oder den Darfur-Rebellen unterstützt, die Déby stürzen wollen. Déby äußerte sich im Rahmen eines Gipfels der Wirtschaftsgemeinschaft der frankophonen Staaten Zentralafrikas, „Cemac“, auf der er um Unterstützung gegen Sudan bat. Zum Abschluss ihres Treffens erklärten die Vertreter von Äquatorialguinea, Gabun, Kamerun, Kongo-Brazzaville und der Zentralafrikanischen Republik ihre „Unterstützung für Tschad und seinen Präsidenten“ und riefen die AU auf, die „ernste Lage“ an der Grenze zum Sudan zu prüfen.

Keine Unterstützung fand Déby mit seiner Forderung, den kommenden AU-Staatengipfel am 23. und 24. Januar zu verlegen. Bislang soll er im Sudan stattfinden, und danach übernimmt Sudan die rotierende AU-Präsidentschaft. Auch dies ist ein Grund dafür, warum über eine Abschaffung der AU-Truppe in Darfur nachgedacht wird. D. J.