: Kneipensoziologie
Die Einblicke, die man beim Rundgang durch die lokale Kneipenlandschaft gewinnt, lassen sich auch – aufgepasst! – als Folge der industriellen Revolution und Urbanisierung nachvollziehen. Wenn man Franz Dröges und Thomas Krämer-Badonis Studie „Die Kneipe. Zur Soziologie einer Kulturform“ (Edition Suhrkamp, 395 Seiten, 4,95 Euro) Glauben schenken darf, ist die städtische Eckkneipe als entscheidendes Schlachtfeld der Klassengesellschaft im 19. Jahrhundert zu verstehen. Denn: „Im Gang zum Wirtshaus lag ein zentrales Moment der proletarischen Lebensführung. Für kollektive Lebensvollzüge außerhalb des Betriebes blieb den Arbeitern angesichts des Versammlungsverbotes unter freiem Himmel nur die Kneipe.“ Doch wie wählt der Gast seine Stammkneipe aus? „Weder die Qualität des Bieres noch die Person des Wirtes spielen die ausschlaggebende Rolle bei der Wahl des Stammlokals. Der Druck des sozialen Milieus führt zu einer Form der Institutionalisierung, die der Einzelne in sein Alltagsleben integriert: er wird Stammgast.“ Man könnte, so die Autoren, die Frage aber auch so beantworten: „durch Aussitzen“. Wussten wir’s doch.