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Archiv-Artikel

GEWERKSCHAFTER FÜR GUTE ARBEIT, SICHERE RENTEN UND SOZIALES EUROPA

Das könnte eventuell der authentischste Auftakt eines Kirchentags überhaupt gewesen sein: Märsche und Manifestationen am 1. Mai – die 1.-Mai-Demonstrationen genannt wurden. Unter sonnigst aralblauem Himmel besuchten sehr viele Menschen diejenige des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hamburg.

Auf Schildern und Transparenten wurden Wünsche geäußert, die mitten ins Herz des ja ebenfalls in Hamburg stattfindenden Kirchentags zielten: Gerechtigkeit gegen weitere Verarmung der arbeiterlichen Schichten, gute Arbeitsbedingungen, Solidarität mit Europa – und vor allem den kriselnden Ländern am Mittelmeer.

Der öffentliche Umzug der Gewerkschaften war von keinerlei Krawallen gestört – man musste den Eindruck gediegenster Routine gewinnen, die die Mitmachenden auszeichnete. Aber es war ein Auftakt des 34. Kirchentages, wie er hätte stimmiger kaum sein können. Am sogenannten Tag der Arbeit die größte Laienversammlung des Protestantismus anlaufen zu lassen, zeugt von Bekennermut den Anliegen der Verarmenden und Bedrohten gegenüber. Der 1. Mai ist nicht umsonst eine datumssymbolische Geschichte – erstmals beginnt ein Kirchentag nicht am Vorabend von Christi Himmelfahrt oder Fronleichnam, sondern am 1. Mai.

Die Gewerkschaften hatten unter dem Motto „Gute Arbeit. Sichere Renten. Soziales Europa“ zu über 400 Kundgebungen in ganz Deutschland aufgerufen. Im Mittelpunkt standen die Forderungen nach einem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro, nach gleicher Bezahlung von Leiharbeitern und Stammbelegschaften sowie einer Vermögensbesteuerung.

In den Reden kam auch die Steueraffäre des Bayern-München-Präsidenten Uli Hoeneß zur Sprache. Sommer nannte Steuerflucht einen „Reichensport“, mit dem endlich Schluss sein müsse. Auch Fußballstars und Manager müssten „einen Teil ihres Salärs an den Fiskus abliefern“. Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di, Manfred Bsirske, forderte in diesem Zusammenhang in Ludwigshafen den Wegfall der strafbefreienden Selbstanzeige bei Steuerhinterziehung. TAZ, RTR