„Biofleisch ist keine Lösung“

GESUNDES ESSEN Das „Grunzmobil“ liefert Gründe, warum Massentierhaltung schlecht ist

■ 46, arbeitet bei der „Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt“ und macht die Kampagne gegen Massentierhaltung.

taz: Herr Halmanseder, Sie zeigen heute in der Mönckebergstraße Videos von Tieren in Massenhaltung. Wollen Sie den Passanten den Shopping-Spaß verderben?

Carsten Halmanseder: Nein, das gerade nicht. Wir wollen niemanden den Appetit verderben, sondern auf die Alternativen zum Fleischkonsum hinweisen. Wenn ich mit Leuten auf der Straße spreche, habe ich den Eindruck, dass mehr als 80 Prozent gegen Massentierhaltung sind.

Fleisch von glücklichen Tieren kann sich aber nicht jeder leisten.

Wir empfehlen kein Biofleisch, sondern vegan oder vegetarisch zu essen. Das ist oft nicht teurer, auch Discounter wie Aldi oder Netto bieten schon vegetarische Schnitzel in Bio-Qualität an. Das Angebot ist enorm gewachsen, die Nachfrage ist also da. Das Problem ist, wenn alle Biofleisch essen würden, hätten wir wieder Massentierhaltung. Deshalb ist Bio für alle auch keine Alternative. Verbraucher haben aber die Macht, die Massentierhaltung auf ihrem Teller abzustellen – und das wollen wir erreichen.

Und wie?

Wir haben eine fünf Meter große Schweineplastik dabei und wollen mit Videobeiträgen die Zustände zeigen. Auch, wie willkürlich wir mit den verschiedenen Tieren umgehen. Wer isst zum Beispiel noch Kaninchenfleisch? Gerade für jüngere Leute sind das mittlerweile Haustiere.

Und die isst man lieber nicht.

Es ist eben gesellschaftlich geprägt, welche Tiere zu Nutztieren erklärt werden. Schweine werden in völlig unnatürlichen Verhältnissen gehalten. Ihnen werden die Schwänze abgeschnitten und Hühnern die Schnäbel gekürzt, um sie passgenau für die Massentierhaltung und den maximalen Profit zu machen.

Ist das nicht das eigentliche Problem, dass Tiere zu Waren erklärt werden?

Dies ist auch ein Teil unserer Arbeit: Wir versuchen, Urteile zu erwirken, die dafür sorgen, dass Tiere möglichst artgerecht gehalten werden. Um die Käfighaltung von Hühnern zu beenden, sind wir an die Handelsunternehmen mit der Kampagne „Käfigfrei“ herangetreten, damit sie die Eier auslisten. Viele Händler haben Käfigeier dann aus dem Sortiment genommen. Allerdings werden sie immer noch in verarbeiteten Produkten verwendet, vor allem in Gebäckwaren, Schokoriegeln und Eiernudeln, weshalb wir uns in Zukunft vermehrt für eifreie Alternativen einsetzen werden. INTERVIEW: LKA

Aktion gegen Massentierhaltung: 11 bis 19 Uhr, Mönckebergstraße 3