: Amateursingen startet in die neue Saison
MAUERPARK Spenden von über 3.000 Euro sichern Kult-Karaoke. Bezirk rechtfertigt erhöhte Gebühr
Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne)
Das Kult-Karaoke im Mauerpark ist gerettet – zumindest vorerst. Am Sonntag soll die erste Party des Jahres steigen, „auch wenn es ein bisschen nieseln sollte“, stellt Veranstalter Joe Hatchiban in Aussicht. Er hat seit voriger Woche über einen Facebook-Spendenaufruf mehr als 3.000 Euro eingenommen. Damit ist die drastisch erhöhte Sondernutzungsgebühr des Bezirks in Höhe von 3.500 Euro für alle Sonntage bis Ende Oktober fast abgedeckt. „Das Geld kommt von knapp 300 Leuten aus Wedding, Prenzlauer Berg, anderen Bezirken und der ganzen Welt“, freut sich Hatchiban. Lokale Firmen hätten sogar angeboten, sämtliche Betriebskosten zu übernehmen.
Das berühmte Amateursingen im Amphitheater, das in keinem Berlin-Reiseführer mehr fehlen dürfte, sieht zwar aus wie Kleinkunst und Umsonst-Bürgerkultur. Für das zuständige Tiefbauamt Pankow handelt es sich dabei aber um eine Veranstaltung, für die eine Sondernutzungsgebühr fällig ist: 3.500 Euro für die 27 Sonntage will das Amt vom Veranstalter haben. Und auch wenn dieser Betrag zehn Mal höher ist als noch vor zwei Jahren, wehrt sich der Bezirk Pankow gegen den Vorwurf, die Gebührenerhöhung sei ungerechtfertigt. Vielmehr sei der Bezirk dem Veranstalter sehr weit entgegengekommen, erklärt der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner (Grüne). „Knapp 130 Euro für eine öffentliche Veranstaltung an einem Sonntag im Grünen, das ist absolut nicht zu viel!“ Man könnte angesichts von Tausenden Zuschauern für jeden Sonntag 3.500 Euro verlangen, so der Stadtrat. Stattdessen werde nur die Fläche des Amphitheaters zur Berechnung des Preises herangezogen.
Kirchner fühlt sich von Karaoke-Veranstalter Hatchiban durch dessen Facebook-Offensive in die Ecke gedrängt. „Wir haben zu Beginn im Jahre 2009 nur die eineinhalb Quadratmeter Standfläche seines Gepäckfahrrades berechnet. Das geht natürlich nicht länger.“ Der Bezirk behandele Hatchiban überaus wohlwollend: Er sei der einzige in der Stadt, der für jeden Sonntag bis Ende Oktober eine solche Sondergenehmigung erhalte, so Kirchner. Außerdem sei er als Veranstalter nicht gemeinnützig, was sonst häufig ein Möglichkeit biete, die Gebühr zu verringern.
Sein Kollege, der Bezirksstadtrat Kultur, Umwelt und Bürgerservice, Torsten Kühne, (CDU), stößt ins gleiche Horn: Hatchiban solle froh sein, dass er nicht auch noch die Müllentsorgung bezahlen muss – wie andere Veranstalter mit viel Publikumsverkehr. Auf diesen Kosten bleibe Pankow trotz der Sondernutzungsgebühr weiterhin sitzen.
CHRISTIAN OTT