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Archiv-Artikel

Ernst, aber stabil

Gesundheitszustand des israelischen Premierministers Ariel Scharon hat sich am Sonntag leicht verbessert

JERUSALEM taz ■ Eine „leichte Verbesserung“ lässt sich beim Zustand von Israels Premierminister Ariel Scharon feststellen. Der seit der Nacht zum vergangenen Donnerstag mehrmals am Kopf operierte und im künstlichen Koma gehaltene Patient soll heute schrittweise in den Bewusstzustand zurückgeführt werden. „Blutdruck und Puls sind normal“, betonte Schlomo Mor-Jossef, Generaldirektor des Hadassah-Krankenhauses, gestern vor Journalisten. Der Zustand des Patienten sei nach wie vor „ernst, aber stabil“. Der Premierminister leide nicht unter erhöhter Körpertemperatur.

Seit Tagen drehen sich die Spekulationen um mögliche bleibende Schäden, die Scharon infolge der starken Hirnblutungen erlitten haben könnte. Jose Cohen, einer der behandelnden Ärzte, bezeichnete seine Überlebenschancen als „sehr gut“. Cohen berichtete von ähnlichen Fällen, von denen „einige nicht überlebten“, andere seien jedoch „zur Arbeit zurückgekehrt“, allerdings erst nach längerer Rekonvaleszenz. Es sei ein Irrglaube, davon auszugehen, dass „es nach einem Vorfall wie diesem keine kognitiven Probleme geben würde“, zitierte ihn die liberale Tageszeitung Ha’aretz. Mehr Klarheit wird erst die für heute Vormittag geplante neurologische Prüfung bringen. Es wären „schlechte Nachrichten“, so Mor-Jossef, „wenn es zu keiner Reaktion [von Scharon] kommt“.

Vizepremierminister Ehud Olmert berief gestern früh zur wöchentlichen Sitzung das Kabinett ein und appellierte an die Minister, ihre Arbeit fortzusetzen. Olmert selbst hat derzeit zwölf Ministerien unter seiner Kontrolle, was nach Ansicht von Oberstaatsanwalt Menachem Masus „nicht ratsam“ sei. Masus forderte Olmert auf, baldmöglichst neue Minister zu ernennen. In einer ersten Amtshandlung als Vertretung für Scharon leitete Olmert eine Untersuchung der Zerstörung von über 2.000 Olivenbäumen im Westjordanland ein. Der gezielte Vandalismus geht vermutlich auf das Konto jüdischer Siedler.

Obwohl sich die Parteien angesichts des Gesundheitszustandes von Scharon mit Wahlkampfaktivitäten zurückhalten, sah sich Schimon Peres, ehemals Chef der Arbeitspartei, gestern scharfer Kritik vonseiten der Kadima ausgesetzt. Peres, der die Liste nur von außen unterstützt, würde versuchen, politisches Kapital aus der unsicheren Situation zu schlagen. Gleichzeitig buhlen Mitglieder der Arbeitspartei um den früheren Chef und versuchen, ihn in die alten Reihen zurückzuholen. Unentschlossen, für welche Partei er kandidieren wird, ist auch Expremierminister Ehud Barak, ebenfalls bislang Arbeitspartei. „Ich habe noch genug Zeit, darüber zu entscheiden, ob und welcher Partei ich mich anschließe“, meinte Barak am Sonntag. SUSANNE KNAUL