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HOCKEY Der Präsident des Berliner HC will seinen Sport – und seinen Verein – besser präsentieren

Es ist schon eine Weile her, dass eine Berliner Hockeymannschaft in der Halle einen Titel erringen konnte. Zuletzt gelang das vor zehn Jahren. Da gewannen die Frauen vom Berliner HC die Meisterschaft. In diesem Jahr schien die Gelegenheit günstig, die Durststrecke zu beenden. Da das Finalturnier der vier besten Männer- und Frauenteams in der Max-Schmeling-Halle stattfand, hatte man Heimvorteil.

„Wir waren deshalb auch sehr motiviert“, sagte BHC-Kapitänin Franziska Stern. Da sich die männliche Equipe des BHC nicht für das Finalturnier qualifizieren konnte, mussten die Frauen alleine die Berliner Farben hochhalten. Sie kämpften um ihre Chance, doch gegen den Favoriten vom Uhlenhorster HC aus Hamburg musste sich der BHC im Halbfinale nach hartem Kampf mit 4:8 geschlagen geben. „Am Ende haben ein paar Prozent gefehlt“, sagte Trainer Dennis Grueneberg. Allerdings entsprach das am Ende deutliche Ergebnis nicht dem Spielverlauf. Neuer deutscher Meister wurde der TSV Mannheim, der die Hamburgerinnen mit 5:2 im Finale schlug.

Umkämpfte Partie

Ernüchterung hingegen bei den Berlinern. „Die Chance war da, und deshalb ist die Enttäuschung groß“, sagte Franziska Stern, die mit drei Toren maßgeblich dazu beitrug, die Partie lange offenzuhalten. Die Berlinerinnen konnten nicht ihre Bestbesetzung aufbieten. Schmerzlich vermisst wurde das Aushängeschild des Vereins: Natascha Keller. „Sie ist unsere Galionsfigur, auf die vor allem die jungen Spielerinnen aufschauen können“, sagte der Präsident des Berliner HC, Michael Stiebitz. Doch die 32-jährige Nationalspielerin hatte zuvor zwei Monate in Spanien gespielt und durfte deshalb nicht mehr in der Halle antreten. „Das ist schon schade“, gestand Keller, die somit zum Zuschauen verdammt war.

Trotzdem war es für das junge Berliner Team ein echtes Erlebnis. „Wir spielen ja sonst nur vor maximal 100 Leuten“, sagte Stern – diesmal waren es 2.500. Deshalb machte sich etwas Wehmut breit. „Bei der einen oder anderen älteren Spielerin habe ich kleine Tränen gesehen“, berichtete die 25-jährige Stern. Da das Finalturnier an wechselnden Orten stattfindet, ist die Wahrscheinlichkeit einer raschen Rückkehr nach Berlin gering.

Aber Michael Stiebitz hat eine Vision: „Vielleicht schaffen wir es ja wie beim Fußball-Pokalendspiel, das Finalturnier dauerhaft in Berlin zu etablieren.“ Er glaubt, mit diesem Wochenende die richtige Werbung dafür gemacht zu haben: „Die Atmosphäre, die Stimmung, der Zuschauerzuspruch – das sind ideale Voraussetzungen. Wir wollten zeigen, dass wir gute Arbeit leisten.“

Große Pläne

Unabhängig davon hat der Präsident einiges vor mit seinem Verein. Seit knapp zwei Jahren im Amt, möchte er seine Sportart in der Stadt voranbringen. „Es soll nicht nur bei einem Turnier bleiben – wir wollen auch Nachhaltigkeit und müssen dazu auch über den Tellerrand hinausschauen“, sagte er. Die Austragung dieses Turniers war somit nur ein erster Schritt. Stiebitz wünscht sich mehr Aufmerksamkeit, weiß aber auch, dass der Verein dafür etwas tun muss: „Wir wollen zeigen, dass wir zukunftsfähig sind.“ Dabei will er vor allem auf Events setzen.

Das nächste soll im April folgen: Dann wird die für 1,5 Millionen Euro errichtete neue Hockeyarena in Zehlendorf mit einem Vier-Nationen-Turnier der U21-Nationalmannschaften eröffnet. Im selben Monat wird der BHC das Finalturnier um den Frauen-Europapokal austragen. „Das Jahr 2010 kann unheimlich wichtig für den BHC werden“, sagt Trainer Dennis Grueneberg.

NICOLAS SOWA