FLIPPERSIMULATION
: Germany is destroyed

Nur schade, dass die digitale Flippermaschine nicht altert

Viele Jahre hatten wir am Flipperautomaten gestanden. Und als unsere Flipperkneipe vor einigen Jahren schloss, hatte ich mich vom Flippersport verabschiedet. Vor zwei Jahren hatte ich mir dann eine Flippersimulation für die Playstation besorgt; mit ausgedachten, am Look von Marvel Comics orientierten Tischen. Und irgendwann hatte ich entdeckt, dass es viele Automaten, an denen ich Jahre in echt gespielt hatte, auch für die Playstation gibt. Für 4,99. Der Traum meiner Jugend ging in Erfüllung; ich hatte nun eine Spielhalle in meiner Wohnung. Ganze Nachmittage spielte ich, auf meinem Sofa lümmelnd. Irgendwann dachte ich, vielleicht geht es ja noch besser, und stellte den Fernseher so, dass der Bildschirm in Höhe meines Kopfs war. Und flipperte nun im Stehen, wie in echt. Die Flippersimulation war benutzerfreundlich eingestellt; bestimmte Löcher, die im echten Leben schwierig waren, schienen die Kugeln anzuziehen, manchmal zählte der Treffer aber auch nicht.

Am schönsten war es aber, den Sound und die B-Film-orientierten Worte von „Mars Attacks“ wieder zu hören: „Go away from Mars. You ugly Martians from another planet!“ oder, als Höhepunkt: „Germany is destroyeeeeed.“ Wir hatten uns immer so gefreut, wenn Deutschland von den Marsianern zerstört worden war. Und nur selten den Punkt erreicht, wo es triumphierend hieß: „The Martians are destroyed. Let’s take their ship and attack: The Maaaaaaaaarrrsss!!!!“

Vieles war perfekt. Nur schade, dass die Flippermaschine nicht altert, keine individuellen Macken entwickelt gemäß der Art, wie man an ihm spielt. Ein Flipperreparateur müsste auch dabei sein, einer wie P., den man immer so sehnsüchtig erwartet, wenn der Automat gerade defekt ist. Tatsächlich gab es auch beim Playstation-Flippern die Funktion „Aufsicht rufen“. Aber sie machte nur wenig Sinn.

DETLEF KUHLBRODT