Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Glückskinder“ 14.1. im Filmmuseum Potsdam

Freunde des eher wortkargen Kinos dürften sich von Sam Peckinpahs „The Getaway“ (1972) angesprochen fühlen: Falls der coole Steve McQueen in dem Film überhaupt mal etwas äußert, dann sind das zumeist Sätze wie: „Drück auf die Tube, Baby!“ Was sein „Baby“ dann auch tut. Wie der Titel bereits andeutet, erzählt der Film von einer Flucht: Doc McCoy (McQueen) und seine Frau Carol (Ali McGraw) haben nach einem Bankraub nicht nur einen rachsüchtigen Komplizen und die Handlanger eines korrupten Politikers auf dem Hals, sie kämpfen auch mit Taschendieben, übereifrigen Bürgern und einer Ehekrise. Schrotflinten, Mercurys und ein Müllauto spielen eine nicht unerhebliche Rolle in Peckinpahs Film, Montagesequenzen verweisen deutlich auf das Kino der Siebzigerjahre und am Ende sagt ein alter Mann: „Es gibt keine Moral mehr auf der Welt.“

Die Probleme eines jugendlichen Antihelden schildern die dänischen Regisseure Stefan Fjeldmark, Kresten Vestbjerg Andersen und Thorbjørn Christoffersen in ihrem aktuellen aberwitzigen Computeranimationsfilm „Terkel in Trouble: Siebtklässler Terkel schlägt sich nicht nur mit Zahnspangen und Ringelpullis, mit einer nervenden kleinen Schwester und geistig abwesenden Eltern herum, als ängstlicher kleiner Schleimer muss er zudem stets aufpassen, dass er den Klassenrowdys Sten und Saki nicht in die Hände fällt. Außerdem – und das ist zweifellos sein größtes Problem – erhält er Morddrohungen: Jemand nennt ihn einen Tierquäler und trachtet ihm nach dem Leben. Wie gut, dass wenigstens sein Freund Jason immer eine Eisenstange dabei hat. Die Story beruht auf einer Radioserie des dänischen Komikers Anders Matthesen (weshalb auch in der gelungenen deutschen Synchronisation alle Figuren von nur einem Sprecher, nämlich Bela B. Felsenheimer, verkörpert werden) und besticht mit bitterbösem und politisch ganz und gar unkorrektem Humor: Wenn hier ein ständig gemobbtes dickes Mädchen vor den Augen ihrer Mitschüler aus dem Fenster springt, weint ihr garantiert niemand eine Träne nach: „Sie war halt nur eine dumme fette Kuh!“ Das gefällt bestimmt nicht jedem Zuschauer, doch bei aller Übertreibung im Detail sind die Situationen um Schulterror und erwachsene Psychopathen eigentlich ganz wie aus dem Leben gegriffen: Mit Terkel und seinen Problemen sollte sich nahezu jeder identifizieren können.

„Terkel in Trouble“ 12.-18.1. Central Hackescher Markt 1, Rollberg 5, Sputnik Südstern 1

„Ich wollt’, ich wär’ ein Huhn …“ Eigentlich wäre man das in Zeiten der Vogelgrippe nun ja nicht mehr so gern, aber von diesem Problem hatte man 1936 natürlich noch nichts gehört. Damals sang das „Traumpaar“ Lilian Harvey (ihr 100. Geburtstag steht im nächsten Jahr an) und Willy Fritsch noch ganz unbekümmert drauflos. Paul Martins schwungvolle Musikkomödie „Glückskinder“ spielt – für einen deutschen Film der Zeit ungewöhnlich genug – in New York und führt seine Protagonisten durch eine freche Handlung mit Blitzheirat und langsamem Aneinandergewöhnen.

„Getaway“ 15.1. im Z-inema

LARS PENNING