: Reine Soja aus Brasilien
Gentechfreie Regionen aus Europa drängen in Brasilien auf Sicherheitsstandards, um die Kontaminierung der Sojaimporte zu verhindern. Dort wächst der gentechnische Anteil rapide
Landwirte und Importeure aus Europa machen sich zunehmend Sorgen um die Reinheit ihrer Futtermittelimporte. Denn während in Lebensmitteln gentechnisch veränderte Zutaten noch die Ausnahme sind, enthalten Futtermittel für die Tiermast sehr häufig gentechnisch veränderte Pflanzen – etwa Sojabohnen. Dies bringt vor allem Biolandwirte und gentechfreie Regionen in Probleme.
Weltgrößter Exporteur gentechnikfreier Futtersoja ist Brasilien, doch inzwischen wird dort neben herkömmlicher auch genmanipulierte Soja angebaut – in diesem Jahr könnte der Anteil der genveränderten Pflanzen an der Sojaernte nach Schätzungen bereits mehr als ein Drittel ausmachen. Und die Maßnahmen, um eine Kontaminierung der Exportware zu verhindern, sind bislang nicht ausreichend, wie die Erkundungen einer 32-köpfigen Delegation des Netzes gentechnikfreier Regionen ergab.
Insgesamt elf Regionen aus Frankreich, Italien, Spanien und Griechenland nahmen an der vom Regionalrat der Bretagne organisierten Reise teil, bei der die Delegation im Oktober vergangenen Jahres auf hochrangige Gesprächspartner traf, darunter die brasilianische Umweltministerin Marina Silva, Außenhandelsminister Luis Fernando Furlan sowie den prominenten Gentechgegner Roberto Requião, Gouverneur des Bundesstaates Paraná.
Paraná ist Brasiliens zweitgrößter Getreideexporteur und besitzt den größten Getreideexporthafen, der sogar gentechfrei ist. Von hier wird der Löwenanteil der brasilianischen Sojalieferungen nach Europa verschifft. Und bei der letzten Ernte waren in Paraná weniger als 0,3% der dort angebauten Sojabohnen gentechnisch modifiziert.
Die von Pascale Loget aus der Bretagne geleitete Delegation äußerte sich sehr besorgt über die zunehmende Präsenz von Gentech-Soja in der brasilianischen Produktion und machte die lokalen Behörden auf die sozialen und ökologischen Konsequenzen aufmerksam – und auf die Absatzmöglichkeiten für gentechnikfreies Futtermittel in Europa.
Brasilianische Gentechbefürworter zeigten in den Gesprächen durchaus Interesse für die Bedürfnisse der Europäer und erklärten, sie würden auch gentechnikfreie Ware anbieten, wenn die Nachfrage danach klarer erkennbar wäre. Sie machten zudem deutlich, wie wichtig Soja für Brasilien ist.
Tatsächlich ist Soja der wichtigste brasilianische Devisenbringer und die Landwirte, die gentechnisch veränderte Ware anbauen, haben beim Anbau Kostenvorteile. Die Gentechnikkonzerne sehen Brasilien als einen strategischen Markt und vor allem die brasilianischen Großbauern zeigen sich sehr interessiert an den genveränderten Sojasorten. Mögliche schädliche Effekte werden kaum in Betracht gezogen, allerdings fehlen auch Daten über langfristige Folgen für Böden und mögliche Resistenzbildung bei Unkräutern.
Die europäische Delegation traf auch auf Arbeitgebervertreter aus Paraná und Goias sowie Kleinbäuern und die Landlosenbewegung MST in Paraná, Mato Grosso do Sul und Goias. Als erstes Ergebnis unterzeichneten die Mitglieder der Delegation Abkommen mit dem Bundesstaat Paraná, dem Unternehmensverband von Goias, den Bauernverbänden in Paraná, Goias und Mato Grosso do Sul sowie der Landlosenbewegung, um den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit gegen GMO-Sojakontamination zu fördern.
Die Weg zu einer garantiert gentechnikfreien Versorgung ist allerdings nach Einschätzung der Delegation des Netzes gentechnikfreier Regionen noch weit. Die Reise war erst das zweite Treffen nach dem Besuch einer Delegation aus der Bretagne im Jahr 2004. Das brasilianische Gesetz zur Biosicherheit birgt noch viele Lücken und reicht keineswegs aus, um eine Koexistenz zwischen gentechnisch veränderten und gentechnikfreien Produktions- und Lieferketten zu gewährleisten.
In den kommenden Monaten wollen die europäischen Regionen eine Strategie für eine transatlantische Zusammenarbeit entwickeln. Nach den bisherigen Gesprächen sei ein globaler gentechfreier Sojamarkt in Übereinstimmung mit Europäischen Zertifizierungsstandards durchaus in Reichweite. Doch dafür sei noch einiges zu tun – der Besuch in Brasilien war der Delegation zufolge nur ein erster Schritt hin zum Recht der Regionen, ihre eigene Landwirtschaft zu wählen.
Nach einem Bericht der Delegation von: Renaud Layadi, Projektmanager Nachhaltige Entwicklung, Regionalrat der Bretagne