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Archiv-Artikel

„Eine Dreckschleuder“

PROTEST Elbblockade gegen das Kohlekraftwerk Moorburg und Ausbeutung in Kolumbien

Von JMK
Volker Gajewski

49, Bautechniker, betreibt ein Backpacker-Hostel auf St. Pauli und ist Sprecher der Initiative „Gegenstrom 13“.

taz: Die Elbe, Moorburg und Kolumbien – wie hängt das zusammen, Herr Gajewski?

Volker Gajewski: In Kolumbien wird Kohle unter unmenschlichen Bedingungen abgebaut, dann hier in Hamburg verbrannt, die umliegenden Stadtteile kriegen die Emissionen ab und dann wird der Strom nach Holland verkauft. Wir demonstrieren dagegen und machen eine Blockade mit vielen Schiffen.

Wer unterstützt Sie dabei?

Eine bunte Truppe! Teilweise Segelvereine oder Leute die etwas gegen das Kohlekraftwerk und den Import aus Kolumbien haben.

Zu Gast haben Sie unter anderem Aldo Daza, Vorstand der Minenarbeitergewerkschaft in Kolumbien. Er muss um sein Leben fürchten – warum?

Ich war selbst dort. In Deutschland würde die Kohlemine vermutlich innerhalb einer Woche geschlossen werden, so wie es da aussieht. Von 5.500 Arbeitern sind 700 chronisch krank. Flüsse sind verschmutzt, der Strand verdreckt. Es gibt keinen Ackerbau, keinen Tourismus mehr. Die Menschen verlieren ihre Lebensgrundlage und protestieren dagegen. Deswegen wurde Anfang diesen Jahres Herr Daza von rechten Paramilitärs mit dem Tod bedroht.

Sind auch die Menschen in Hamburg-Moorburg in Gefahr?

Vattenfall verfeuert Kohle aus Kolumbien, denn die ist am günstigsten. Alle fünf Tage käme für das Kohlekraftwerk ein Frachter mit circa 60.000 Tonnen Kohle, 12.000 würden täglich verbrannt. Bildlich vorgestellt entspricht das einem zehn mal zehn mal 90 Meter hohen Turm. Eine aktuelle Studie der Uni Stuttgart hat errechnet: Die Schwermetall- und Feinstaubbelastung würde so stark ansteigen, dass die Lebenserwartung in den betroffenen Stadtteilen sinkt – das sind Billstedt, Wilhelmsburg und Rothenburgsort.

Und das alles, damit Vattenfall dann Strom nach Holland verkauft.

Ja. Ursprünglich wurde Moorburg von Vattenfall als ein „Kraftwerk von und für Hamburg“ gepriesen. Dabei ist das nur eine Drecksschleuder! Deutschland ist mittlerweile Export-Europameister in Strom. Vattenfall bleibt nur der Export – für Hamburg dann der Dreck, und den Menschen in Kolumbien Elend, von der sich verschärfenden Klimakrise mal ganz abgesehen.

Ihre Lösung?

Moorburg ist völlig unverantwortlich und darf nicht in Betrieb gehen.  INTERVIEW: JMK

Elbblockade und Kundgebung: 15.30 Uhr, auf Höhe Dock 10