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Archiv-Artikel

Contterm und die Diktatur des Vorsitzenden

CONTTERM DGB-unabhängige Hafengewerkschaft Contterm feuerte den engagierten Gewerkschaftssekretär, weil der sich gegen die „Diktatur“ des Gewerkschaftsvorsitzenden wehrte

Es war die Überraschung in den Bremischen Häfen: Der Vorstand der Gewerkschaft Contterm, Wolfgang Kurz, hat seinem erfolgreichen Gewerkschaftssekretär Sascha Schomacker gekündigt. Begründung: Vertrauensbruch. Über den eigentlichen Kündigungsgrund will Wolfgang Kurz nicht reden. Erst im Oktober war Schomacker von der Gewerkschaft Ver.di zu Contterm gewechselt. In einem internen Schriftstück aus dem April 2013 erklärte der Vorsitzende Wolfgang Kurz: „Ich lasse mich nicht als Diktator beschimpfen, ich mache seit drei Jahren die Arbeiten des Gewerkschaftsrates mit und nun kommt ein Möchtegern-Gewerkschafter und lässt hier nicht wahre Hetze ab.“

Gerichtet war dieses Schriftstück an Sascha Schomacker, der sich für die Rechte des Gewerkschaftsrates stark gemacht hatte. Offenbar ist die Machtstruktur von Contterm selbst für gewerkschaftliche Verhältnisse extrem autoritär und undemokratisch. Geführt wird Contterm durch den „Van-Carrier-Fahrer“ Wolfgang Kurz vom CTT in Hamburg.

Offenbar geht der Vorsitzende Kurz mit der Satzung freihändig um. Auf der Homepage ist eine Satzung hinterlegt, die nicht mit der bei der beim Handelsregister hinterlegten Satzung übereinstimmt. Contterm war dem Christlichen Gewerkschaftsbund (CGB) beigetreten, der daraufhin bei der Gründung Hilfestellung geleistet hatte. Vom CGB bzw. dessen zuständiger Einzelgewerkschaft DHV liegt inzwischen eine Rechnung über 12.563 Euro bei Contterm. Öffentlich hat Kurz erklärt, er habe die Mitgliedschaft beim CGB gekündigt. Nach der Satzung hätte ein Beschluss von zwei Dritteln der Delegierten auf einen Gewerkschaftstag vorliegen müssen.

Eine Schmonzette am Rande: Nach der falschen Satzung auf der Homepage darf sich der Vorsitzende des Ortsvorstandes „Bundesvorsitzender“ nennen.

Eine Rücktrittsforderung zum Wohle der gewerkschaftlichen Ansprüche seiner Mitglieder hat Wolfgang Kurz abgelehnt.

PETER NEUHOFF