: Frustabbau in Versen
WAS SAGT UNS DAS? Pop gegen die Feuilletondebatte: Ein muslimischer Musiker rappt über Islamophobie
AUS DEM LIED „WIR HALTEN DAGEGEN“
Die Demonstration dauert 4:04 Minuten und jeder Vers ist eine Meinung. Der muslimische Rapper Sayfoudin hat mit seinem Kollegen Ammar114 ein Lied geschrieben, das „Wir halten dagegen“ heißt und Anti-Islam-Hetze thematisiert – Sayfoudin ist ganz Frankfurter, halb Italiener, halb Marokkaner. Das Onlineportal „Styleislam.com“ brachte seine MP3 über Facebook in Umlauf. Der Islam hat Geist und Pop, so die Botschaft. Seine Kritiker und deren intellektuellen Erwiderer schreiben derweil die Zeitungsfeuilletons voll.
Der 31-jährige Musiker textet: „Ich kanns nicht, glauben, kanns nicht fassen: Es gibt so viele Deppen da draußen, die uns Muslime zu Europas Feindbild machen.“ – „Sei es Geert Wilders dessen Aussage bis zum Himmel stinkt, Udo Ulfkotte bei dem keine Intelligenz aus dem Hirn dringt.“ Der Politiker Wilders würde den Propheten Mohammed als Extremisten „aus dem Land jagen“, der Publizist Ulfkotte sieht eine „schleichende Islamisierung“.
Jeder Genervte artikuliere es auf seine Art, sagt die Islamwissenschaftlerin Claudia Dantschke, und Islamophobie rege Muslime verständlicherweise auf. Das mit dem Lied sei wie mit einer Demo. „Es baut ein bisschen Frust ab.“ Klar, jemand demonstriert, um seine Meinung öffentlich kundzutun. Aber eben auch für das Gefühl: So, jetzt haben wir das unserer Umwelt mal mitgeteilt. Rapper Sayfoudin: „Was, ich soll nicht durchdrehen? Es nicht so eng sehen?“ Doch, doch. Dreh ruhig durch. Die anderen tun es ja auch. Durchdrehen tut gut. LUS