Schmökern war gestern

LITERATUR Treibenlassen ausdrücklich erlaubt: Das neue Literaturfestival Ham.Lit lädt zur langen Nacht „junger Literatur und Musik“ mit 18 Lesungen und zwei Konzerten

Die Gänge im Medienbunker sollen zur literarischen Flaniermeile werden

VON ALEXANDRA EUL

Schmökern im stillen Kämmerlein war gestern. Das zumindest suggeriert das Literaturfestival Ham.Lit, das heute Abend in den Clubs Uebel & Gefährlich und Terrace Hill im Luftschutzbunker an der Feldstraße als erste Lange Nacht junger Literatur und Musik in Hamburg antritt.

18 Autoren lesen je etwa 20 Minuten, dazu gibt es Konzerte des Wiener Elektro-Pop-Projekts „Gustav“ und des Hamburger Singer / Songwriters Gisbert zu Knyphausen. Im Anschluss legt DJ Floschiedler auf. Auf Masse und Tempo setzt das Ham.Lit-Festival. Zu viel Programm für eine Nacht?

Nein, sagt Mitveranstalter Jan Lafazanoglu. Die Gänge im Medienbunker – auf dem Festival sollen sie zur literarischen Flaniermeile werden; vom großen Ballsaal ins Turmzimmer, ein Stockwerk höher auf den Terrace Hill und zurück. Treibenlassen von Lesung zu Lesung: unbedingt erwünscht. Auf den Stühlen verweilen, solange es gefällt: ebenso erwünscht. Hier und dort Prosa und Poesie, zwischendurch Bier an der Bar.

Unter diesen Umständen sind 18 Autoren in nur einer Nacht kein Problem, sagt Lafazanoglu. Darunter sind bekannte und weniger bekannte Schreiber. Der Ingeborg-Bachmann-Preisträger Tilman Rammstedt aus Berlin etwa. Oder Theater- und Romanautor Kristof Magnusson. Auch Clemens Meyer, der 2008 für seine Erzählungen „Die Nacht, die Lichter“ den Preis der Leipziger Buchmesse erhielt, wird auftreten. Mit Künstlern wie Finn-Ole Heinrichs und Benjamin Maack, Mitglied des Literaturkollektivs Macht e. V., sind auch Hamburger Autoren vertreten.

Initiiert hat Lafazanoglu Ham.Lit gemeinsam mit Lucy Fricke und Alexander Gumz, die schon ein ähnliches Projekt, das LAN-Festival in Berlin, organisiert hat. Immerhin drei Nächte Zeit nahmen sich die Macher dort, insgesamt 18 Lesungen und neun Konzerte zu präsentieren. Ham.Lit zieht zwei Nächte ab, die Idee bleibt: junge, deutschsprachige Autoren stellen sich ihrem Publikum.

Das hiesige sei denn auch lesebegeistert, sagt Fricke. Die Autorin des Romans „Durst ist schlimmer als Heimweh“ kommt ursprünglich von hier. Aber auch wenn die Literaturszene an der Elbe vielseitig sei – eine Lesenacht dieser Machart fehlte laut Fricke bisher. Im Herbst erscheint ihr neuer Roman über „vier Freunde Mitte dreißig, die ihr Leben standesgemäß gegen die Wand fahren“. Mit Ham.Lit passiert das den drei Veranstaltern sicher nicht.

■ Do, 4. 2., 19.30 Uhr, Uebel & Gefährlich und Terrace Hill, Feldstraße 66, www.hamlit.de