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Archiv-Artikel

CSU: Stoiber nicht Hauptproblem

Bei ihrer Klausur freute sich die Landtagsfraktion über eine Rückkehr zur Sacharbeit

MÜNCHEN taz ■ Die Antwort von Joachim Herrmann, Fraktionschef der CSU-Landtagsfraktion, zeigt weiß-blaue Trotzigkeit: „Stoiber ist der beste Bayer.“ Auf das „ZDF-Politbarometer“ hat sich seine Aussage vor Journalisten gestern bezogen – darin kommt nur ein Politiker aus dem Freistaat vor. Stoiber sei also „insofern konkurrenzlos.“ Auch was das Ergebnis anbelangt: Weit abgeschlagen liegt er auf dem letzten Platz der „zehn wichtigsten“ Politiker.

Nach der CSU-Landesgruppe traf sich in dieser Woche die Landtagsfraktion in Wildbad Kreuth, und Herrmann diktierte hernach strahlend: „Wir gehen alle gestärkt hervor!“ Für die Fraktion mag das gelten. „Wir haben uns emanzipiert geäußert zu Sparvorschlägen, das hat es früher nicht gegeben“, sagte etwa der Landtagsabgeordnete Marcel Huber. Um noch einmal 100 Millionen Euro wollte Stoiber seinen Sparplan zusammenkürzen, am Ende ist von dem Vorsatz nicht viel geblieben: Die Dörfer bekommen weiter Geld für die Verschönerung des Ortsbilds, für die Erwachsenenbildung und für 200 neue Lehrer.

Die Parlamentarier freuen sich, endlich wieder Sacharbeit leisten zu können, und ordnen die Personalie Ministerpräsident und CSU-Chef als lästigen Tagesordnungspunkt ein. „Stoiber ist momentan nicht unser Hauptproblem“, sagte Huber der taz. Sicherlich müsse jedoch zu gegebener Zeit noch mal über ihn diskutiert werden. Das findet auch der Abgeordnete Sebastian Freiherr von Rotenhahn: „Die Stimmung im Land ist noch lange nicht umgedreht!“ Der oft nörgelnde CSU-Mann holt weit aus: „Ich habe keine Lust, von einem Mann regiert zu werden, der um den Preis der persönlichen Demütigung an der Macht geblieben ist.“ Für von Rotenhahn ist Stoiber „auf dem besten Weg so zu scheitern wie Kohl 1998“. Womöglich glaubt das auch Bayerns Innenminister Günther Beckstein. In einem Spiegel-Interview antwortete er auf die Frage, ob Seehofer ein möglicher CSU-Chef sei: „Das hielte ich grundsätzlich schon für möglich.“

MAX HÄGLER