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Archiv-Artikel

Die Schauspielerin und Osacr-Preisträgerin Shelley Winters ist tot

Zweimal hat sie den Oscar bekommen: 1959 für ihre Leistung als beste Nebendarstellerin in George Stevens’ „The Diary of Anne Frank“ und dann noch einmal sechs Jahre später für ihre Rolle in „A Patch of Blue“ von Guy Green. Sie hat an der Seite von Weltstars wie Marlon Brando, Paul Newman und Sidney Poitier gespielt, hat an Filmen wie Stanley Kubricks „Lolita“ (1961), George Cukors „A Double Life“ (1947) und Elliott Nugents „The Great Gatsby“ (1949) mitgewirkt, und sie war berühmt für ihre Lebenslust – genauso wie für ihre Direktheit und ihre Schlagfertigkeit. Als sie bei einer TV-Talkshow Anfang der 70er-Jahre nicht ertragen wollte, was der Schauspielerkollege Oliver Reed über Frauen äußerte, leerte sie kurzerhand einen mit Eis gefüllten Champagnerkühler über seinem Kopf. Shelley Winters, am 18. August 1920 als Shirley Schrift in East St. Louis, Illinois, geboren, rechnete ihr Leben einmal folgendermaßen vor: „ein steiniger Weg aus dem Ghetto von Brooklyn hin zu einem New Yorker Apartment, zwei Oscars, drei Häusern in Kalifornien, vier Erfolgsstücken, fünf impressionistischen Gemälden, sechs Nerzmänteln und 99 Filmen.“Winters wuchs in Brooklyn auf. Sie brach die Schule ab, weil sie einer Bühnenkarriere zustrebte und daher Schauspielunterricht an der New Theatre School und bei Charles Laughton nahm. Ihr Bühnendebüt gab sie 1940; ihren ersten großen Erfolg hatte sie 1941, als sie in „The Night Before Christmas“ auftrat. In Hollywood war sie in den frühen 40er-Jahren zunächst auf kleine Rollen festgelegt, dann auf die der Sexbombe, aber schließlich überzeugte sie als Charakterdarstellerin – etwa als Willa Harper in Charles Laughtons Klassiker „The Night of the Hunter“. Willa Harper ist die Filmfigur, an die sich der Protagonist, der psychopathische Priester (Robert Mitchum), heranmacht, um an die versteckte Beute aus einem Überfall zu kommen. Am Ende sieht man sie mit offener Kehle und medusenhaftem Haar in einem Wagen – Winters spielte so oft Opfer und verletzliche Frauenfiguren, dass sie einmal bemerkte: „Ich wurde von Monty Clift ertränkt, von James Mason überfahren, von Robert Mitchum zu Tode gedrückt – erdrosselt, vergewaltigt und noch vieles mehr. Ich bin fast reif für die Beerdigung.“ Laughton, der Regisseur von „The Night of the Hunter“, hatte als ihr Schauspiellehrer eine große Bedeutung für sie: „Als die Studios mir einredeten, ich sei ein Stück Fleisch, eine blonde Sexbombe, zeigte er mir, dass ich eine Künstlerin bin, ein Mensch, und dass ich Respekt und Würde verlangen konnte.“ Am Samstag erlag Shelley Winters einem Herzversagen in einem Pflegeheim in Beverly Hills. FOTO: AP