: Die Stadt verändert ihr Gesicht
VON ANTJE LANG-LENDORFF
Die Statistiken zum Wohnungsmarkt bringen derzeit viele Superlative hervor. Die neueste Untersuchung des Verbands der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen kommt zu dem Schluss: Es sind so wenige Wohnungen frei wie seit 20 Jahren nicht, so sesshaft wie heute waren die BerlinerInnen noch nie. Der Verband fordert deshalb ein verbessertes Klima für Neubau – und trifft damit einen wunden Punkt.
Denn tatsächlich ist es ja so, dass alle bezahlbare Mieten wollen. Neubau ist dabei ein wichtiger Ansatz, weil er den Druck aus dem Markt nimmt. Wenn dabei eine bestimmte Quote für günstige Wohnungen vorgesehen ist, kommt das sogar unmittelbar den Ärmeren zugute. Aber Neubau direkt vor der eigenen Tür? Auf einer Grünfläche, auf der es sich bislang so schön grillen und chillen lässt? Gar auf dem Tempelhofer Feld? Nein, das wollen viele nicht. Berlin ohne seine Freiflächen, das wäre ja nicht mehr Berlin.
Die Kräne kommen
Doch günstige Mieten und genauso viel Platz wie bisher – das ist zusammen nicht zu bekommen. Vor allem angesichts der Bevölkerungsprognose: 2030 wird die Stadt voraussichtlich 250.000 EinwohnerInnen mehr haben. Ohne Neubau im großen Stil gehen die Mieten dann zwangsläufig durch die Decke.
Man wird sich damit abfinden müssen: Die Kräne kommen, die Stadt verändert ihr Gesicht. Das ist nicht immer schön, aber doch richtig: Schließlich sollen Ärmere auch in Zukunft noch in der Innenstadt leben können. Die Mischung der Milieus zu erhalten – das ist im Zweifelsfall mehr wert als ein paar Quadratmeter Grünfläche.
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