DER KONTRAKT DES TRAINERS : Macht und Taten
ANDREAS RÜTTENAUER
Was macht der eigentlich? Nicht wenige haben sich das oft gefragt, wenn Oliver Bierhoff wieder einmal etwas gesagt hat, von dem keiner so genau wusste, ob es stimmt. Der Manager der Nationalmannschaft ist immer dabei, wenn sich Deutschlands Elitekicker versammeln. Deswegen wird er immer gefragt, wie denn die Stimmung so ist im Team. Bierhoff sagt dann immer, dass alles super ist, auch das Essen und so, und dass Philipp Lahm wieder saugut Tischtennis gespielt hat im Mannschaftshotel. Interessant ist das schon lange nicht mehr. Und glauben möchten das auch immer weniger Menschen.
Vor kurzem war Bierhoff mal kurz ganz wichtig. Er hat das Quartier für die Nationalmannschaft in Südafrika ausgewählt. Das ist ihm schwergefallen. Er wollte das Team in Namibia einquartieren, das war aber irgendwie zu weit weg von der WM. Jetzt ist man nicht mehr allzu weit von Johannesburg untergebracht. Es war eine schwere Entscheidung, gewiss. Aber kann sie einen smarten Leistungsgesellschaftsmustermann, als der sich Bierhoff gern darstellt, wirklich auslasten? Man weiß es nicht so ganz genau. Jetzt muss er noch Tischtennisplatten für Südafrika organisieren. Auch nicht so toll. Auf jeden Fall scheint sich der Manager selbst unterfordert zu fühlen. Wenn er schon nicht mehr zu tun bekommt, dann möchte er wenigstens mehr Macht. Er möchte bestimmen dürfen, wer Bundestrainer wird. Das DFB-Präsidium will das nicht.
Das will lieber einen Manager, der immer etwas sagt und dabei doch nichts zu sagen hat. Vielleicht wollen sie in Zukunft gar keinen Manager mehr. Sich darüber klar zu werden, haben Theo Zwanziger und seine Kollegen jetzt Zeit bis nach der WM. Und Bierhoff wird sich, während er den Löwen spazieren führt, den er von der Postbank dafür bekommen hat, dass er dem Finanzinstitut sein Gesicht zur Verfügung gestellt hat, vielleicht endlich fragen, was er eigentlich für den DFB macht und was der DFB für ihn macht.
Theo Zwanziger jedenfalls wird heilfroh sein, dass er nun erst nach der WM über eine Vertragsverlängerung auch für den Bundestrainer entscheiden muss. Joachim Löw und die Trainerclique aus alten Freunden und Verbündeten, die sich der Bundestrainer in den vergangenen Jahren zusammengebastelt hat, wären ohnehin zur Disposition gestanden, wenn das Turnier in Südafrika zum Desaster geraten würde. Kurz vor einem großen Turnier einen Trainervertrag zu verlängern und für die Unterschrift auch noch einen Batzen Geld auf den Tisch zu legen, einen Trainerbankbonus ohne Gegenleistung, ja wo gibt es denn so etwas? Das würden sich die ersten Beobachter schon fragen, wenn die Deutschen am 13. Juni in Durban ihr erstes WM-Spiel gegen Australien nicht gewonnen haben.