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Archiv-Artikel

Husten-Attacke aufs Rathaus

Röchelnder Protest gegen den Ausbau der Schwachhauser Heerstraße sorgte für verstopfte Türen im Rathaus. Anwohner kündigen Klage an

Von sim

Bremen taz ■ „Eckhoff, komm raus, du Alter!“ Die grüne Staubschutzmaske vor dem Mund des Herrn lässt die Worte nur undeutlich hinaus. Im Rathaus-Eingang wird es eng. Ein Dutzend Vermummte drückt zur Tür herein, die meisten über 50, mit roten Blinke-Lichtern am Revers und Sirenen in der Hand. Gegen die Aufweitung des Concordia-Tunnels und den Ausbau der Schwachhauser Heerstraße wollen sie protestieren an diesem Dienstagmorgen, und zwar nicht irgendwo, sondern direkt beim Senat. „600 Feinstaubtote im Jahr“, steht auf ihrem Banner, seien in Bremen statistisch zu beklagen. „Eckhoff nimmt die Toten hin, nur Verkehr hat er im Sinn“, reimt es darunter. Vielstimmiges Husten erfüllt den Raum.

Doch der Eingang bleibt verwehrt. Kein Termin, kein Einlass, sagt Senatssprecher Klaus Schloesser, der mit dem Pförtner die Tür versperrt. Verkehrssenator Jens Eckhoff (CDU) sei im Übrigen in Urlaub. „Dies ist unser Haus“, ruft es von hinten. Für eine beherzte Inbesitznahme desselben reicht es nicht.

Aber für einen Die-In. Feinstaub-röchelnd lassen sich die ProtestlerInnen nieder, nur die Sirene hat Mühe, den Ton zu halten: Batterieschwäche. Die roten Lichtchen blinken unverdrossen. „Wir bleiben, bis man uns hier rausträgt“, erklärt eine Maskierte. Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) stapft ungerührt über sie hinweg.

6.000 Unterschriften gegen weiteren Straßenausbau in den Innenstadtbereichen hätten sie Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) schon vor Wochen überbracht, erinnert Olaf Dinné, Vertrauensmann des entsprechenden Volksbegehrens. Böhrnsens Reaktion? „Bis heute keine.“

Eckhoffs Sprecher wies die Anschuldigungen der Protestler zurück. Es gehe nicht um einen Ausbau der Heerstraße, sondern um ein eigenes Gleisbett für die Straßenbahn. „Da soll nicht mehr Verkehr rollen“, betonte er. AnwohnerInnen sehen das anders. Sie wollen gegen den Planfeststellungsbeschluss klagen.

Als draußen Polizei vorfährt, kommt Bewegung in die Szene. Hinsetzen, zusammenrücken, unterhaken: Der Rathaus-Eingang ist dicht. Tritt nun das Räum-Kommando in Aktion? Nein. Die Polizei rückt wieder ab. Und die Blockierer auch. sim

Der Planfeststellungsbeschluss liegt bis 30.1. in der Bürgerschaft und den Ortsämtern zur Einsicht aus.