: Unappetitlicher Laden dicht
Asia-Supermarkt in St. Georg nach Ekel-Funden geschlossen. Große Anfrage der GAL ergibt, dass immer weniger Lebensmittelkontrolleure unterwegs sind
Es war ein Zufallsfund, der dazu führte, dass die Polizei am Mittwoch einen Asia-Supermarkt auf dem Steindamm in St. Georg geschlossen hat. Zollbeamte, die aus einem ganz anderen Anlass in dem Laden waren, hatten in den Kühltruhen Lebensmittel entdeckt, deren Haltbarkeitsdatum zum Teil schon seit Jahren abgelaufen war. Unter anderem wurden Seegurken beschlagnahmt, die schon vor drei Jahren nicht mehr hätten verkauft werden dürfen. Die Polizei ermittelt nun gegen den 41-jährigen Ladeninhaber wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz.
Nach ihrem ekligen Fund riefen die Zollbeamten Lebensmittelkontrolleure herbei. Die stellten fest, dass bei zehn verschiedenen Artikeln in den Kühltruhen, hauptsächlich Fisch- und Fleischprodukte, die Mindesthaltbarkeitsdaten überschritten waren. In den Regalen fanden sich Dosen und Flaschen mit abgelaufenen Saucen, Gewürzen, Gemüse, Packungen mit Nudeln, Reis, Mehl und Fertiggerichten. Zudem sei bei Dosen mit eingelegtem Obst und bei Teepackungen das Mindesthaltbarkeitsdatum abgekratzt worden. Auf vielen Gläsern sei einfach die Preisauszeichnung über das Haltbarkeitsdatum geklebt worden. Darüber hinaus stellten die Ermittler auch in dem Imbiss, der zu dem Supermarkt gehört, erhebliche Hygienemängel fest.
Dass das Aufdecken von Lebensmittelskandalen immer mehr dem Zufall überlassen bleiben könnte, befürchten die Opposition sowie Verbraucherschützer: Sowohl in den Fachbehörden wie dem Institut für Umwelt und Hygiene als auch den einzelnen Bezirken sind seit Jahren Stellen unbesetzt – aus Kostengründen. Der GAL-Abgeordnete Christian Maaß bekräftigte gestern eine Forderung der Verbraucherzentrale, eine „Task Force“ zur zentralen Steuerung der Kontrollen einzurichten. „In den einzelnen Bezirken“, begründete er, „ist die Praxis der Kontrollen sehr unterschiedlich.“
Stadtweit haben die Kontrolleure im vergangenen Jahr beispielsweise 1.071 pflanzliche Lebensmittel untersucht, zusätzlich 624 tierischer Herkunft sowie 335 Getränke. Warengruppenübergreifend wurden Lebensmittel in 1.206 Fällen auf Rückstände und Kontaminationen, Bakterien und BSE-Befall geprüft. Eine Große Anfrage der GAL-Bürgerschaftsfraktion hat nun aufgezeigt, dass pflanzliche Lebensmittel in 30 Prozent aller Fälle, tierische Produkte zu 38 Prozent und Getränke gar in 45 Prozent beanstandet wurden.
Die Polizei ermittelte in mehreren Hundert Fällen gegen die jeweils Verantwortlichen. Während im Bezirk Eimsbüttel im vergangenen Jahr nur 63 Ordnungswidrigkeiten und Straftaten festgestellt wurden, ist der Bezirk Mitte trauriger Spitzenreiter mit rund 430 Delikten. Im Jahr zuvor waren es in Mitte sogar 487. Elke Spanner