: Grüne folgt Roter
Annelie Buntenbach soll Ursula Engelen-Kefer als DGB-Vizechefin beerben. Entscheidung kommende Woche
KÖLN taz ■ Die Gerüchteküche brodelte schon einige Zeit. Doch jetzt gilt eine historische Personalentscheidung auf dem Bundeskongress des DGB im Mai als so gut wie sicher: Mit der Bielefelderin Annelie Buntenbach könnte erstmalig eine Grüne in den geschäftsführenden Bundesvorstand des Gewerkschaftsdachverbandes gewählt werden. Die 50-jährige frühere Bundestagsabgeordnete soll dort den Platz von Ursula Engelen-Kefer übernehmen.
In der kommenden Woche wollen die Gewerkschaftsspitzen auf einer Klausurtagung in Neuhardenberg über die Personalvorschläge beraten, die ihnen dort eine Findungskommission unter Vorsitz von NGG-Chef Franz-Josef Möllenberg unterbreiten wird. Bis dahin möchte der DGB keine Stellung zu Personalia nehmen. Doch schon jetzt scheint es beschlossene Sache zu sein, dass Engelen-Kefer nicht auf der Vorschlagsliste sein wird. Seit 16 Jahren amtiert die nicht unumstrittene 62-Jährige, die auch noch dem SPD-Parteivorstand angehört, als stellvertretende DGB-Vorsitzende. Die Gewerkschaften könnten nicht gegen eine Verlängerung des Renteneintrittsalters kämpfen und dann gleichzeitig Engelen-Kefer mit einer weiteren Amtsperiode ausstatten, in der sie selbst das Rentenalter von 65 Jahren erreichen würde, so heißt es.
Auch Annelie Buntenbach sagt dazu noch nichts. Zurzeit ist die Grüne als Leiterin der Abteilung Sozialpolitik bei der IG Bauen Agrar Umwelt (IG BAU) beschäftigt. Mittlerweile werden die Aufstiegschancen der gelernten Lehrerin, die von 1994 bis 2002 für die Grünen im Bundestag saß und vor ihrer politischen Karriere als Setzerin in dem von ihr mitgegründeten, selbst verwalteten grafischen Betrieb „Satzbau“ in Bielefeld arbeitete, gewerkschaftsintern als „hervorragend“ bewertet. So könne sie mit der Unterstützung der beiden mächtigen Einzelgewerkschaften Ver.di und IG Metall rechnen. Hintergrund soll dabei auch eine interne Verabredung sein, die IG BAU am kommenden geschäftsführenden DGB-Vorstand zu beteiligen.
Die Wahl der linksgrünen Sozialpolitikerin, die im Bundestag vor allem durch ihre entschiedene Ablehnung deutscher Kriegseinsätze für Schlagzeilen sorgte, würde das Farbspektrum der DGB-Spitze sichtbar erweitern. Denn in der gegenwärtigen Gewerkschaftsführung sticht bisher nur der schwache schwarze Tupfer des für Jugendpolitik und Bildung zuständigen CDU-Mitglieds Ingrid Sehrbrock aus dem SPD-Parteibuchrot der restlichen vier Vorständler um DGB-Chef Michael Sommer leicht hervor.
PASCAL BEUCKER
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