CLAUDIA HÄMMERLING? : Das Berliner Tier
„Lebensfreude bei den Orang-Utans in Hamburg“ oder „Elefant in Ketten“ heißen die selbst gedrehten Videos des YouTube-Nutzers „BerlinerTier“. Immer geht es darum, wie, warum und vor allem in welchen deutschen Zoos und Tierparks Tiere glücklich oder unglücklich sind.
Der Berliner Tierpark kommt dabei nicht gut weg. Affen hinter Glas, hospitalisierte Elefanten, Überfüllung, so weit das Auge reicht. Kein Wunder: Hinter dem Videoaktivisten steckt die 58-jährige Berliner Grünen-Abgeordnete und Sprecherin für Tierschutz, Claudia Hämmerling.
Bereits seit Anfang 2012 setzt sie sich für eine Umstrukturierung des angeschlagenen Tierparks ein. Der kämpft seit Jahren mit dem Rückgang der Besucherzahlen und einem riesigen Budgetloch. Trotzdem gibt der Senat jährlich 6 Millionen Euro. Das Geld solle gefälligst vernünftig eingesetzt werden, fordert Hämmerling von Senat und Parkleitung. Ihr Rezept gegen den Abstieg: weniger Ostcharme, weniger Tiere, mehr Angebote. Doch da sich Senat und Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz gegen jegliche Reform sperren, hat die Abgeordnete jetzt selbst einen Zukunfts- und Strukturplan entworfen. Der sieht vor, den desolaten Tierpark in einen „Erlebnistierpark“ zu verwandeln. „Zoos sind für Menschen da, Zoobesuch soll Spaß machen“, ist Hämmerlings Credo. Ihr schwebt ein Ort vor, an dem sich Mensch und Tier auf gleicher Ebene treffen, ein Ort, an dem Tiere genug Platz und Zuwendung bekommen und Kinder und Erwachsene im Zoo die Liebe zur Natur erlernen. Über einen entsprechenden Antrag, den die Grünen beim Senat einreichten, berät jetzt der Justiz- und Verbraucherausschuss. Für dieses Jahr rechne sie nicht mehr mit konkreten Ergebnissen, sagt Hämmerling. Ähnlich unkonkret sieht es auch mit ihren eigenen Vorstellungen über Kosten, Dauer und Umsetzung ihres Zukunftsplans aus. Auf Nachfrage antwortet die Abgeordnete nur, dafür müssten Modelle her. Ihren Entwurf schließt sie mit einem enthusiastischen „Alles ist möglich“. GS
Foto: reuters