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: Was man über Kacka alles so wissen muss – und über Mozart: unterhaltsame Wissens- und Sachbücher für Kinder

Ein Buch voller Scheiße! Alles, worum es geht, sind kleine Kackhaufen, große Fladen, weiße Kleckse und harte, braune Kügelchen. Fäzes nennen es die Wissenschaftler, aber so redet natürlich kein Kind. Und wenn man sich die Dinger anschaut, und das muss man in diesem Bilderbuch im Detail, passt so ein steriles Wort auch überhaupt nicht. Man ekelt sich allerdings nur am Anfang ein bisschen, dann siegt die Neugier, und mit der Zeit staunt man mehr und mehr, wie interessant Kacke sein kann. Allein die Sortenvielfalt: groß, klein, rund, spitz, hart, breiig, braun, weiß, bunt – die unterschiedlichen Duftnoten nicht zu vergessen. Am schlimmsten sollen die Haufen der Orang-Utans sein, nachdem er die unverdaut schon stinkenden Durianfrüchte gegessen hat. Wie gut, dass Bilder nicht riechen.

Aber Tiere sind da entspannt. Sie bauen aus ihrer Kacke Höhlen, essen sie auf, solange sie noch warm ist, um auch die letzten Nährstoffe herauszuziehen, und lesen in ihr wie in einer Zeitung. Welche leckere Beute ist in der Gegend gewesen, wie lange ist das her? Derart lebenswichtige Kenntnisse können Tiere den Exkrementen entnehmen. Pflanzen hingegen nutzen sie, um ihre Samen per Darmpost verteilen zu lassen. Und innerhalb von zwei Stunden versammeln sich bis zu 16.000 Mistkäfer an einem Elefantenhaufen und lassen ihn verschwinden! Gezeichnet ist das alles mit einem übermütigen, comicartigen Strich, der keinen Lacher auslässt – „Das Buch vom Müssen und Machen“ ist wohl das witzigste Bilderbuch in diesem Winter.

Es ist schon erstaunlich, wie Wissens- und Sachbücher selbst Fantasyromane an Unterhaltsamkeit überbieten können. „Da beißt die Maus kein Faden ab“ gehört auch in diese Gattung, ist allerdings etwas braver. Warum sagt man, zwei Menschen seien „wie Hund und Katze“ oder: „Mich laust der Affe“? Was bedeutet es, Krokodilstränen zu weinen oder sich mit fremden Federn zu schmücken? Was ist ein komischer Kauz und was ein Bücherwurm? Letzterer ist eigentlich ein Bücherskorpion, der die Bücherläuse frisst, die den Schimmel zwischen zu selten gelüfteten Seiten fressen. Und ein echter Ohrwurm läuft mit seinen sechs Beinen 98 Millimeter in der Sekunde und besitzt zwei Flügelpaare!

Um ein Tier, nämlich um einen Ochsen, geht es auch in Mozarts Kanon „Bona nox, bist a rechter Ochs“, den er mit vier Jahren geschrieben hat. Die geniale Zeichnerin Jutta Bauer hat dazu ein Bilderbuch gemacht, das in jede Hosentasche passt: „Bona Nox“, das mit Abstand kleinste und lockerste Buch zum Mozart-Jubiläum. Da Kinder Musik aber nicht lesen, sondern hören wollen, möchte ich die CD-Produktion von Marko Simsa empfehlen. Simsa denkt sich seit 15 Jahren klassische Konzerte für Kinder aus, viele zum Mitmachen. Auch mit den beiden Mozart-CDs können Kinder dirigieren oder singen, und sogar ein Tanzvorschlag ist dabei. Mozart, das Kind, das virtuos Geige und Klavier spielte und sogar schon komponierte – das muss Kinder noch mehr als Erwachsene beeindrucken. Schön, dass Simsa dieses Kindergenie zwar mit Respekt, trotzdem aber sehr spielerisch und entspannt vorstellt. ANGELIKA OHLAND

Nicola Davies, Neal Layton: „Das Buch vom Müssen und Machen“. Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschahn. Sauerländer Verlag, Düsseldorf, 64 Seiten, 12,90 Euro Hans Bahmer: „Da beißt die Maus kein Faden ab. Tierische Redewendungen – wahrhaftig erklärt“. Illustriert von Annette Roeder. Altberliner Verlag, Leipzig, 128 Seiten, 12,90 Euro Wolfgang Amadeus Mozart: „Bona Nox“. Illustriert von Jutta Bauer. Gerstenberg Verlag, Hildesheim, 32 Seiten, 7,50 Euro Marko Simsa: „Nachtmusik und Zauberflöte. Mozart-Hits für Kinder“. Informationen, Liedtexte, ein Basteltipp, eine Tanzanleitung und farbige Illustrationen auf 28 Seiten. 2 CDs. Jumbo-Verlag, Hamburg, 24,95 Euro