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Archiv-Artikel

Neue Machtbalance bei Volkswagen

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking einigen sich auf Zusammensetzung des Aufsichtsrats. Der amtierende Vorsitzende und Porsche-Großaktionär Ferdinand Piëch soll 2007 den Posten abgeben

AUS HANNOVERJÜRGEN VOGES

Der neue und der alte Großaktionär von Volkswagen, die Porsche AG und das Land Niedersachen haben sich nach langem Streit über die künftige Zusammensetzung des VW-Aufsichtsrats verständigt. In vier persönlichen Treffen und vielen Telefonaten haben der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking die Machtverhältnisse bei Europas größten Autobauer für die nächsten Jahre geklärt. Zumindest ab 2007 sollen beide Parteien in gleicher Stärke in dem Kontrollgremium vertreten sein. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch soll seinen Posten dann räumen.

Der Streit zwischen Wulff und Wiedeking hatte nach dem milliardenschweren Einstieg von Porsche bei VW im September 2005 begonnen. Dabei ging es um die Machtverteilung im Aufsichtsrat und die künftige Rolle von Porsche bei VW und die Stellung Piëchs, der auch Großaktionär bei Porsche ist.

Nach dem am Donnerstagabend endgültig festgezurrten Kompromiss soll Porsche-Chef Wiedeking sofort und sein Finanzvorstand Holger Härter im Mai in den VW-Aufsichtsrat einziehen. Und wenn im nächsten Jahr die Amtszeit von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch abläuft, soll eine neutrale Person zum neuen Vorsitzenden des Gremiums berufen werden. Falls Piëch dann ganz aus dem Gremium ausscheidet, wären dort beide Großaktionäre, Niedersachsen mit seinem 18,2-Prozent-Anteil und Porsche mit seinen 18,5 Prozent, gleich stark vertreten.

Wulff akzeptierte in den Verhandlungen allerdings, dass die Porsche AG bis 2007 faktisch drei VW-Kontrolleure stellt. Schließlich dominieren die Familien Piëch und Porsche als Anteilseigner den Zuffenhausener Sportwagenhersteller.

Wulff schloss aber aus, dass Piëch ab 2007 dem VW-Aufsichtsrat weiter als einfaches Mitglied angehören will. Der Ministerpräsident sagte, die Frage habe man nicht besprochen. Er persönlich gehe aber davon aus, dass Piëch 2007 „dann aus dem Aufsichtsrat ausscheidet und nicht einfaches Aufsichtsratsmitglied werden will“.

Laut Wulff wird zudem ein Sonderausschuss des VW-Aufsichtsrats eingerichtet, der die Geschäftsbeziehungen zwischen VW und Porsche kontrollieren soll. Wulff und Wiedeking kamen auch überein, den Vertrag von VW-Chef Bernd Pischetsrieder um fünf Jahre zu verlängern. Nach der Lesart des CDU- Politikers werden sich die beiden VW-Großaktionäre Niedersachsen und Porsche künftig „auf gleicher Augenhöhe begegnen“. Das bedeutet aber auch: Zum ersten Mal hat ein privater Großaktionär bei VW bestimmenden Einfluss.