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Der Beförderte

Gerade erst ist offiziell, dass Alptekin Kirci einen neuen Job hat, schon steckt er mitten in einer Schlammschlacht: Ab Juni kriegt Hannovers SPD-Stadtverbandschef in der Staatskanzlei eine Stelle als Büroleiter der neuen niedersächsischen Migrationsbeauftragten Doris Schröder-Köpf. Und das ohne Ausschreibung – wegen des „erforderlichen besonderen Vertrauensverhältnisses“, so die Staatskanzlei.

„Geschmäckle“ wittern CDU und FDP, seit erste Gerüchte über Kircis neuen Job aufkamen. Auch der Bund der Steuerzahler vermutet „parteipolitische Ämterpatronage“. Zu alldem ist der 42-jährige Jurist jetzt auch noch in den Untiefen des hannoverschen Oberbürgermeister-Wahlkampfs geraten: Kirci spioniere ihren Spitzenkandidaten aus, den Anwalt Matthias Waldraff, empört sich die örtliche CDU und veröffentlichte eine E-Mail: Darin erkundigt sich Kirci bei einem türkischen Anwalt über die Zusammenarbeit mit Waldraff im Vergewaltigungsprozess gegen den Jugendlichen Marco W. in der Türkei, den Waldraff zeitweise vertrat. Ein Journalist habe ihn gebeten, diesbezüglich einen Kontakt herzustellen, schreibt Kirci in seiner Mail. Von „Stasi-Methoden“ und Parallelen zur Barschel-Affäre spricht nun die hannoversche CDU.

Kirci selbst streitet die Mail nicht ab, Spitzelvorwürfe aber weist er zurück. Er habe sich schlicht „nichts dabei gedacht“, sagt er der taz. Einem Journalisten einen Kontakt zu vermitteln, sei für ihn „nichts Ungewöhnliches“. Solche Anfragen erreichten ihn oft, besonders aus der türkischen Community, erklärt der SPD-Mann, der zugleich im Vorstand der Türkischen Gemeinde Niedersachsen ist.

„Auffällig“ findet er unterdessen, dass er erst jüngst immer wieder ins politische Kreuzfeuer geriet. Seit 2001 ist er für Hannovers SPD aktiv, erst als Bezirksbürgermeister, dann als integrationspolitischer Sprecher der Ratsfraktion, seit 2010 zudem als Stadtverbandschef. Bevorzugtes Angriffsziel aber ist Kirci erst, seit er als Doris Schröder-Köpfs Büroleiter im Gespräch ist.  THA

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