kurzkritik: Jazzfestival in der Schwankhalle : Musiklehrer- und Musikschülermucke
Spontan und vital Individualität behaupten, einer offenen Ideologie folgen, die Freiheit predigt und die Intensität der Kommunikation: Jazz kann überwältigend sein. Schon an der Konzertkasse. Überwältigt vom Publikumsansturm konnte das 2. Jazzfestival Bremen erst mit halbstündiger Verspätung in der überfüllten Schwankhalle beginnen. Zur Eröffnung: Musiklehrermucke. DeepBlueNoize wollen funky Jazzrock mit coolen Verkantungen und digitalem Dazwischengefunke in den Cyperspace entschweben lassen, haben aber schon hier auf Erden Schwierigkeiten, das mit handwerklicher Geschmeidigkeit zu bewältigen.
Musikschülermucke bieten „Das Alte Problem“: der enorme kompositorische Witz ist leider einige Konfektionsnummern größer als das instrumentaltechnische Können. Altväterlich gibt sich das jugendliche Oliver Poppe Trio: romantischer Postbop, elegische Melodiebögen, swingender Schönklang. Die Danzigerin Malgorzata Walentynowicz kratzt, hämmert und schraubzwingt überzeugend einige von George Crumbs vertonte Sternkreiszeichen aus dem Flügel. Würdiger Festivalhöhepunkt: Musikern und Musik im Werden zuzuhören. Slawek Jaskulke komponierte und arrangierte für ein Workshopsextett, war als rhythmusgeiler, nassforscher Pianist mit seiner krabbeligen Fingerfertigkeit idealer Inspirator für ein lustvoll vitales Konzert, das überwältigend zeigte, welch erstaunlichen Jazznachwuchs es in Bremen gibt.
Jens Fischer