: Die neue Leichtigkeit
KONSENS Mount Kimbies zweites Album, „Cold Spring Fault Less Youth“, hat den Sprung vom Club zum Pop elegant vollzogen
2010 waren Dom Maker und Kai Campos entscheidende Geburtshelfer eines verträumten Kindes namens Postdubstep. Mit ihrem Debütalbum „Crooks & Lovers“ legten sie den Grundstein für eine sanfte Revolution der britischen Bassmusik, der seither Musiker wie den ersten Singer-Songwriter der Digitalgeneration, James Blake, hervorgebracht hat.
Der Druck auf Mount Kimbie, so nennen sich Maker und Campos als Duo, Material nachzuliefern und am besten gleich einen weiteren Meilenstein zu setzen, war also ungleich größer als bei anderen Produktionen des immer schwierigen zweiten Albums.
Ausgemacht hat ihnen das rein gar nichts. Sie haben drei Jahre abgewartet und legen nun mit „Cold Spring Fault Less Youth“ ein Werk nach, das von gelassener Leichtigkeit getragen ist: „Made To Stray“, zum Umherstreunen gemacht, heißt einer der Tracks, der hervorsticht, weil er basslastig ist und ein wenig härter. Ansonsten ist die Bassdrum im Unterschied zum Debüt etwas zurückgenommen.
Aber es gibt immer noch die leicht kaputte, an den Garage-Sound angelehnte Percussion, synkopierte Basslinien und die fragmentierten Gesangs- und Gitarrenschnipsel. Mit „Cold Spring Fault Less Youth“ sind Mount Kimbie dennoch von Schlafzimmerproduzenten zur Band geworden. Man merkt dies daran, dass ihre Auftritte jetzt seltener in Clubs und öfter in größeren Hallen stattfinden. Außerdem hat fast jeder Track eine eigene Gesangsspur bekommen. Zum Beispiel „Home Recording“, der Auftakt des Albums: eine angedeutete Synthiefanfare, die in warme Orgelakkorde übergeht, ein wenig Schlagwerkgeklapper im Hintergrund, die Gitarre setzt ein, Gesang und ein wuchtiger Bass.
Dom Maker singt, das hört sich nicht herausragend an, aber es erfüllt seinen Zweck. Gesangliche und textliche Höhepunkte bietet dagegen der einzige Gast auf „Cold Spring Fault Less Youth“: King Krule, ehemals Zoo Kid. Ein Nachwuchs-Morrissey, der in seinen eigenen Songs durchaus mal den Dubstep hüpfen lässt, fügt mit seiner charakteristischen, mit schönem Very-british-Akzent gesegneten Stimme den Songs „You Took Your Time“ und „Meter, Pale, Ton“ noch einmal Qualität hinzu.
Sollten Mount Kimbie sich irgendwann zur richtigen Band auswachsen, Krule wäre auf jeden Fall ein Sängerkandidat. Ihr neues Album dagegen wäre in die Auswahl zu ziehen für die Konsensplatte des Sommers. Ecken und Kanten gibt es hier nicht. ELIAS KREUZMAIR
■ Mount Kimbie: „Cold Spring Fault Less Youth“ (Warp/Roughtrade)