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Archiv-Artikel

ANNA KLÖPPER DER WOCHENENDKRIMI Ein leises Keuchen

Ja, ganz recht, Sie vermissen an diesem Wochenende den neuen „Tatort“. Und, nein, die ARD-Ermittler sind noch nicht in die Sommerferien gegangen. Lediglich „produktionelle Gründe“, teilt der WDR mit, seien schuld an dieser außerplanmäßigen „Wiederholungslücke“. Praktisch, dass das ZDF am Sonntag auch ein Fußballländerspiel Deutschland – USA überträgt und man dem Quotendruck mal ganz elegant entkommen ist.

Also Fußball gucken? Ja. Oder lieber auf ZDFneo der „Tochter des Mörders“ zuschauen, wie sie in ihrem Sportwagen energisch die Kurven auf einer einsamen Landstraße schneidet und ihr am Ortseingangsschild ihres Heimatdorfs ein so leises wie entsetztes Keuchen entfährt.

Es dauert noch ein paar Drehbuchseiten, bis Hanna Meiwald (Sophie von Kessel), Wirtschaftsprüferin in einer angesehenen Münchner Kanzlei, nicht nur die Kontrolle über ihre Atmung, sondern über ihr Leben verliert. Denn hinter der Fassade des Harmlosen, der dörflichen Idylle mit weißer Wäsche hinterm Gartenzaun, lauert wie so oft und wie auch hier etwas Dunkles. In der „Tochter des Mörders“ liegt es in Hannas Kindheit. Mittels bruchstückhafter Rückblenden fräst sich das, was war, in Hannas Jetzt. Bis sie in Hypnosesitzungen beim Psychiater begreift, dass sie als Kind den Mord an ihrer Mutter mit ansehen musste – und es war nicht ihr Vater, dessen Beerdigung auch der Grund von Hannas Besuchs in der Heimat ist. Doch wer war es dann? Matthias Brandt versucht das als Kommissar Arnsberger in einer seltsam überflüssig bleibenden Nebenrolle herauszufinden. Während Hanna begreift, dass man ein Trauma nicht abwickeln kann wie eine komplizierte Fusionsverhandlung.

Regisseur Johannes Fabrick macht es sich leider einfach. Die paar Rückblenden können über den schnurgeraden Plot nicht recht hinwegtäuschen. Vielleicht hätte Fabrick ein bisschen Kontrollverlust zwischendurch auch ganz gut getan.

„Die Tochter des Mörders“; So., 21.45 Uhr, ZDFneo