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Archiv-Artikel

Bolzenschneider trifft auf Bügel

DIEBSTAHLSCHUTZ Fahrradschlösser sind schwer und deshalb gerade auf Radreisen unbeliebt. Sind sie wenigstens sicher? Stiftung Warentest sagt: Nur in ganz wenigen Fällen – und rät zu einer Versicherung

2012 wurden knapp 330.000 Velos in Deutschland als gestohlen gemeldet

Als unverzichtbarer Basisschutz gegen Fahrradklau gilt das gute Fahrradschloss. Nur: Welches ist denn gut, also unknackbar? Diese Frage hat mal wieder die Stiftung Warentest gestellt und auf ihre Art beantwortet. Mit Testergebnissen. Diesmal jedoch sind die so ausgefallen, dass sie Hersteller wütend machen und Fahrradbesitzer in den Alarmmodus bringen könnten (test 04/2013).

Lediglich 5 von 37 Schlössern erhielten ein „gut“, gleich 17 hingegen sind jetzt als „mangelhaft“ gebrandmarkt. Nach Aussage der Zeitschrift haben ihre Tester alle Kandidaten mit Sägen, Bolzenschneidern, Zangen und mit anderem Grobwerkzeug bearbeitet. „Ein Haufen Schrott – das ist alles, was von den meisten Fahrradschlössern am Testende übrig geblieben ist“, bilanziert sie. Auch filigrane Picking-Instrumente kamen zum Einsatz. Die nennt man „intelligent“, weil sie unauffälliger und leiser zu handhaben sind, das Material nicht beschädigen – aber offensichtlich ebenfalls geeignet sind, viele Schlösser innerhalb von wenigen Minuten zu öffnen.

Der aktuelle Test bestätigt aber auch Bekanntes: Bügelschlösser sind noch am ehesten in der Lage, Fahrraddiebe in Verzweiflung zu treiben. Testsieger sind zwei dieser Machart, ihre Preise liegen zwischen 80 und 85 Euro. Nicht eines Blickes gewürdigt wurden diesmal billige Spiralkabelschlösser, bei denen sich unter einer dünnen Plastikhaut Drahtverkabelung versteckt. Von diesen sogenannten „Geschenkbändern für Diebe“, so Stiftung Warentest, wüsste man ja sowieso, „dass sie sich oft in weniger als 15 Sekunden knacken lassen“.

Was also tun? Stiftung Warentest rät, Fahrräder über die Hausratversicherung abzusichern oder eine separate Fahrradversicherung abzuschließen. Ein Ratschlag, der das plötzliche Verschwinden eines Bikes nicht verhindern kann, allenfalls den Neukauf beschleunigen könnte. Dass die Benutzung eines Schlosses, vorzugsweise eines Bügelschlosses, doch sinnvoll, weil zumindest diebstahlerschwerend sein kann, drängt sich auf beim Blick auf die Gesamtzahlen: Im vergangenen Jahr sind knapp 330.000 Velos in Deutschland als gestohlen gemeldet worden, nahezu so viel wie im Jahr zuvor. Aber doch erheblich weniger als noch vor einigen Jahren. 1994 zum Beispiel waren es noch weit über eine halbe Million Fälle. Und gerade in den letzten zehn Jahren ist nicht nur von Herstellern, auch von Verbänden wie dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club unablässig für die Benutzung von Fahrradschlössern getrommelt worden.

Zu den Sicherheits-Grundregeln, die der ADFC propagiert, gehört das Anschließen an einem fest verankerten Gegenstand. Etwa an einem vertrauenswürdigen Fahrradständer oder – noch besser – einer Abstellanlage, die gut einsehbar ist. Doch dafür sei, man ahnt es, „ein sicheres Schloss“ nun mal die Voraussetzung. PAUL DA CHALET