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Archiv-Artikel

Klimaaktivist erwartet Retourkutsche in Kopenhagen

KLIMAPROTEST Bei einem Prozess diese Woche drohen einem deutschen Aktivisten bis zu 80 Tage Haft

BERLIN taz | 2.000 Menschen hatte die Polizei in Kopenhagen im Laufe der sechs Protesttage rund um den UN-Klimagipfel im Dezember präventiv in Gewahrsam genommen. Nur wenigen Dutzend wird tatsächlich der Prozess gemacht. Erste Verurteilungen und Freisprüche gibt es bereits, die Masse der Verfahren aber steht noch an. Am kommenden Mittwoch steht der Berliner Christoph Lang in der dänischen Hauptstadt vor Gericht.

Dieser war am letzten Prozesstag im Umfeld der Aktion „Reclaim Power“, bei der Aktivisten auf das Konferenzgelände vordringen wollten, präventiv in Gewahrsam genommen worden und anschließend sechs Tage in Untersuchungshaft geblieben. Die Anklage wirft ihm Gewalt gegen Polizisten vor. Das Strafmaß für diese Tat hatte die dänische Regierung extra für den Klimagipfel auf mindestens 40 Tage erhöht.

Den Vorwurf streitet der Berliner Lang ab. „Mir wird vorgeworfen, im Bus mit auf den Rücken gefesselten Händen zwei Polizisten getreten zu haben“, sagte er der taz. „Ich halte den Vorwurf für eine Retourkutsche dafür, dass ich einem der Polizisten eine Anzeige angekündigt hatte. Er hatte mich nämlich im Bus zweimal gewürgt, nachdem ich sein gewalttätiges Verhalten gegenüber anderen Gefangenen mehrmals laut kritisiert hatte.“

Langs dänischer Anwalt Age Kramp, der in Dänemark schon mehrere Prozesse gegen prügelnde Polizisten geführt hat, rechnet damit, dass die Staatsanwaltschaft 60 bis 80 Tage Haft beantragen wird – „obwohl die Polizisten keine Verletzungen davongetragen haben“, wie Lang betont.

Zur Unterstützung der Angeklagten hat sich in Berlin eine Gruppe gebildet, die Informationen zu den anstehenden Prozessen in einem Blog zusammenstellt und Lesungen veranstaltet. Zum Prozess am Mittwoch wird außerdem eine rund zehnköpfige Beobachtungsgruppe reisen. RALF HUTTER

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