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Archiv-Artikel

„Wir brauchen Platz“

STADTENTWICKLUNG Das Netzwerk Autofreie Mitte Altona will im Planungsprozess mitmischen

Von RÖS
Willi van Buggenum

■ 54, Diplom-Sozialpädagoge und Kaufmann. Moderiert seit zwei Jahren das Netzwerk Autofreie Mitte Altona.

taz: Herr Buggenum, finden Sie, es fahren zu viele Autos durch die Mitte Altonas? Hier in der Harkortstraße geht es doch.

Willi van Buggenum: Noch ist die Neue Mitte Altona auch nicht bebaut. Das Netzwerk will die Lebensqualität in der Stadt steigern und ein Schritt wären weniger Autos. Das heißt nämlich weniger Lärm, weniger Umweltverschmutzung und niedrigere Wohnungspreise – denkt man mal daran, was der Bau einer Tiefgarage kostet. Der öffentlich Raum ist größtenteils mit Autos zugestellt, dabei brauchen wir Platz für Nachbarschaftstreffen oder Spielflächen. Mobilität sollte nicht nur durch Autos definiert werden, sondern auch durch Fahrräder, Rollatoren oder Kinderwagen. Durch den demografischen Wandel ist jetzt schon absehbar, dass wir eine altersgerechte, barrierefreie und soziale Stadtplanung brauchen.

Es geht also vielmehr um präventives Planen als um autofreies Wohnen?

Ja, wir sehen Stadtentwicklung als ganzheitlichen Prozess. In Altona wird ein neuer Stadtteil geschaffen. Das ist eine große Chance –, aber um Bedürfnisse einschätzen zu können, braucht man Bürgerbeteiligung. So passieren weniger Fehler. Man sollte so wenig wie möglich später wieder ändern müssen, weil etwas vergessen wurde.

Auf die Stadt vertrauen Sie lieber nicht?

Da die Stadtenwicklungsbehörde den Planungsprozess ja jetzt mit Bürgerbeteiligung angeht, haben diese auch die Möglichkeit, ihre Interessen einzubringen. Und das wollen sie: Allein in unserem Netzwerk haben sich 500 Leute zusammengeschlossen, die unter anderem gerne autoarm wohnen möchten.

Hört die Stadtentwicklungsbehörde denn überhaupt auf Sie? In der Vergangenheit wurde oft kritisiert, diese informiere die Bürger eher statt sie einzubeziehen.

Natürlich wissen wir nicht, was unsere Teilnahme im Endeffekt bewirkt. Das zeigt sich dann in den Abwendungsvereinbarungen. Die Stadt hat dem Koordinierungsgremium zugesagt, dass die Abwendungsvereinbarungen vor Unterzeichnung im Bürgerforum vorgestellt werden. Der Prozess ist also zumindest transparent. Inwieweit wir dann darauf noch Einfluss nehmen können, wird sich wohl noch zeigen. Ich habe aber das Gefühl, dass die Stadt diese Chance auch gerne nutzen will und die Initiativen Gehör finden.  INTERVIEW: RÖS

„Themenabend Inklusion“, veranstaltet von der Stadtentwicklungsbehörde: 19 Uhr, Infozentrum Mitte Altona, Harkortstraße 121