: Ein Freudentanz
Tanz fristet ein Schattendasein? Die Kulturstiftung des Bundes will das ändern und fördert gleich acht deutsche Tanzprojekte. Auch in NRW: Düsseldorf und Essen bekommen insgesamt 1,5 Millionen Euro
VON BORIS R. ROSENKRANZ
Einzigartig ist das. Mit 12,5 Millionen Euro unterstützt die Kulturstiftung des Bundes bis zum Jahr 2010 deutsche Tanzprojekte. Da staunt man doch. Schließlich kommt damit eine Kunstsparte in den Genuss staatlicher Fördermittel, die noch immer ein Schattendasein fristet. Mit dem „Tanzplan“ getauften Förderprojekt aber will die Kulturstiftung das nun ändern. Will das Interesse erhöhen. Will die „strukturellen Bedingungen für den Tanz als eigenständige Kunstsparte stärken“ und „bestehende und sich entwickelnde Initiativen unterstützen“. Und nun ist auch bekannt, welche Initiativen in den Topf greifen dürfen.
Unter den acht ausgewählten Städten sind zwei aus NRW: Düsseldorf und Essen. Städte also, die sich bereits einen beachtlichen Namen in der bundesweiten Tanzszene erarbeitet haben. Und auch die Jury ließ sich von den Konzepten der beiden Tanzhochburgen überzeugen. Einerseits von „Take Off – Junge Tanzkunst“ in der Landeshauptstadt, andererseits von „Tanz Plan E“ in Essen. Projekte auszuarbeiten war die eine Voraussetzung, sich um Fördermittel in der Kategorie „Tanzplan vor Ort“ zu bewerben. Zweite Voraussetzung: Die jeweiligen Städte respektive Bundesländer stocken die Fördersumme der Kulturstiftung um hundert Prozent auf. Das Düsseldorfer Projekt bekommt somit eine Million vom Bund, eine weitere von Stadt und Land. Das Essener Projekt 500.000 Euro vom Bund und noch mal so viel von der Stadt.
In der Landeshauptstadt fließt das Geld in ein Projekt zur Förderung von Kindern und Jugendlichen, denen bereits früh ein Zugang zum Tanz vermittelt werden soll. Die Federführung liegt hier beim renommierten „tanzhaus nrw“ und dem Verein „Die Werkstatt“. Überdies wird das Projekt von einem Fach- und einem Veranstalterbeirat begleitet, wobei letzterem eine ganze Reihe lokal und regional bedeutender Häuser angehört, unter anderem die Tonhalle, das Forum Freies Theater oder das Kinder- und Jugendtheater des Schauspielhauses. Der Schwerpunkt liegt in der Breitenarbeit, vor allem an Schulen und Kindergärten. Tanzpädagogen sollen aus- und weitergebildet, Workshops angeboten werden.
Zukunftsprojekte
In Essen ist mit der Folkwang-Hochschule bereits seit Jahren eine Einrichtung ansässig, die wertvolle Arbeit in der Tanzausbildung leistet. Das geförderte Projekt „Tanz Plan E“ schließt an diese Tradition an: In verschiedenen Workshops und Symposien treten Essener Tanzinstitutionen in den Dialog über Lehrmethoden und Lernziele. Dabei werden jedes Jahr auch internationale Experten zu Rate gezogen. Ein besonderes Projekt: der „Werktausch“. Bei diesem in Europa bisher einmaligen Austausch sollen sich mehr als 100 StudentInnen und TanzlehrerInnen eine Woche lang praktisch und theoretisch mit Tanz auseinander setzen. Die Koordination der einzelnen im „Tanz Plan E“ verkuppelten Projektpunkte übernimmt ein Organisationsbüro, das auf der Zeche Zollverein angesiedelt wird. Und wieder sitzen etliche Partner im Boot: etwa das Aalto Ballett Theater, das Folkwang-Tanzstudio oder der Berufsverband für Tanzpädagogik.
Bei beidem handelt es sich um Zukunftsprojekte, was auch daran liegt, dass die Fördersumme nicht auf einmal, sondern häppchenweise über fünf Jahre ausgeschüttet wird. Und ganz wichtig: Hier wird nicht Geld in elitären Pipapo gepustet, sondern an der Basis gearbeitet, vor allem in Düsseldorf. Essen geht da schon eine Stufe weiter. Was sich ganz gut ergänzt. In Düsseldorf lernen Kinder zu tanzen. In Essen lassen sie sich später professionell ausbilden. Wäre zumindest möglich.