piwik no script img

Archiv-Artikel

„Eine echte Chance“

ARBEIT Dem Bremer Integrationsnetz brechen die EU und Bundesmittel weg. Nun steht die berufliche Integration von Flüchtlingen vor dem Aus

Von HB
„Dieses Programm schließt eindeutig eine Lücke“

Aus dem Evaluationsbericht

Gut 700 Flüchtlinge hat das Bremer Integrationsnetz bislang beraten, beruflich qualifiziert – und die Hälfte von ihnen in feste Jobs vermittelt. Doch nun droht der Einrichtung, die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) koordiniert wird, das Aus.

Hintergrund sind auslaufende Bundes und EU-Mittel. „Am 31. Oktober müssen wir schließen“, sagt Udo Casper vom DRK. Die Entscheidung des Bundesarbeitsministeriums, das Integrationsnetz nach der ersten fünfjährigen Förderperiode nicht weiter zu finanzieren, hat das DRK kalt erwischt. Erst im März war eine vom Ministerium in Auftag gegebene Evaluation zu einer sehr positiven Beurteilung gekommen. Sie attestierte eine integrationspolitische „Pionierrolle“ und stellte fest: „Damit schließt dieses Sonderprogramm eindeutig eine bisher vorhandene Förderlücke und leistet einen gewichtigen Beitrag zur ,nachholenden‘ beruflichen und sozialen Integration dieser Zielgruppe.“ Eine Weiterführung könne „nur empfohlen werden“.

Zur zitierten Zielgruppe gehören Flüchtlinge und Asylbewerber ohne gesicherten Aufenthaltstitel – in Bremen sind das rund 2.000 Menschen. In Zusammenarbeit mit der Wabeq kümmert sich das DRK um deren berufliche Qualifikation und Vermittlung. „Wir erreichen damit Menschen, die jahrelang von jedem normalen Leben abgeschnitten waren“, sagt Casper. Früher galt ein grundsätzliches Arbeitsverbot für Menschen ohne festen Aufenthaltsstatus. Zwar müssen Arbeitgeber immer noch „Bevorrechtigte“ – zum Beispiel Deutsche – primär bei der Jobvergabe berücksichtigen. Jugendliche haben mittlerweile nach einem Jahr Duldung jedoch die Möglichkeit, sich eine betriebliche Ausbildung zu suchen. Casper: „Damit können wir ihnen eine echte Chance bieten.“

Das sieht auch die Bremer CDU so: Zumindest in Teilen sei die Arbeit des Integrationsnetzes „unverzichtbar“ geworden, sagt deren Abgeordnete Sigrid Grönert, die einen Antrag zur Fortführung in die Bürgerschaft einbringt – auch vor dem Hintergrund des Facharbeitermangels.

Bernd Schneider vom Sozialressort gibt zu bedenken: „Es ist immer schwierig, wenn wegfallende EU und Bundesmittel durch das Land kompensiert werden sollen.“ Derzeit werde der Vorgang geprüft. Das Integrationsnetz hat einen Jahresetat von rund 350.000 Euro.  HB