: Auf dem Weg zur Spitze
GHP Bamberg verliert gegen den spanischen Spitzenclub Tau Ceramica mit 68:73, feiert dies aber wie einen Sieg. Grund dafür gibt es auch: Erstmals seit langem hat ein deutsches Team die Zwischenrunde der Euroleague erreicht
NÜRNBERG taz ■ Es war die wohl schönste Niederlage, die die Bamberger Basketballer je kassiert haben. Am Ende eines faszinierenden Basketballabends in der Nürnberger Arena herrschte jedenfalls eine Stimmung wie nach dem Gewinn eines großen Titels. Der deutsche Basketballmeister GHP Bamberg hatte gerade sein letztes Heimspiel in der Euroleague-Vorrunde gegen den spanischen Spitzenclub Tau Ceramica mit 68:73 (26:33) verloren. Doch so richtig ärgern wollte sich darüber niemand. Zum einen freuten sich Spieler, Betreuer und Zuschauer über ein großes Spiel gegen den Vorjahresfinalisten aus dem Baskenland. Zum anderen feierten sie den seit einer Woche feststehenden Einzug in die Zwischenrunde des europäischen Elitewettbewerbs.
Vor allem Dirk Bauermann, Chefcoach der Bamberger mit Nebenberuf Bundestrainer, schien vor Stolz schier zu platzen. Nach der Schlusssirene griff er zum Hallenmikrofon und bedankte sich bei „allen Bambergern, bei den Nürnbergern und allen Franken“ für die Unterstützung seines Teams. Nach einer langen Durststrecke hat es nun endlich wieder ein deutsches Team unter die besten 16 des Kontinents geschafft, weswegen die 8.500 Zuschauer ein Höllenspektakel veranstalteten.
Das war schon bei den anderen Heimspielen in der Euroleague so. Dabei hatten die Bamberger zunächst großen Bammel vor dem Umzug ins 60 Kilometer entfernte Nürnberg, doch die Regularien der Euroleague schreiben eine 5.000 Zuschauer fassende Arena vor, das von den Bambergern selbst gerne „Frankenhölle“ genannte Forum war um ein paar hundert Plätze zu klein. Immerhin: Der Export der Stimmung nach Nürnberg hat ganz gut geklappt. Er hat das Unternehmen Euroleague jedoch auch sehr teuer gemacht. Wolfgang Heyder, Manager des Meisters, bezeichnet die Euroleague als „Zuschussgeschäft“. Dennoch möchte Heyder nicht klagen. Auch er ist ein wenig berauscht von den Euroleague-Erfolgen. 1999 war er angetreten mit dem Ziel, die Bamberger in der deutschen Spitze zu etablieren, 2001 hat er Dirk Bauermann als Trainer verpflichtet. Mit ihm sollte eine neue Basketballmentalität in die Domstadt einziehen. „Das Image des Basketballs war damals ziemlich am Boden in Bamberg. Die Leute haben nur noch auf die Spieler geschimpft“, erinnert sich Heydel. Jetzt kennt die Begeisterung kaum Grenzen in der schmucken Universitätsstadt. Das, so Heydel, liege vor allem an Bauermann. Unter ihm dürften nur Spieler auflaufen, die mit absolutem Engagement auftreten. „Die Identifikation mit der Mannschaft ist inzwischen riesig“, sagt Heydel.
Auch beim Spiel am Dienstagabend lebte die Mannschaft zum Großteil von ihrem Engagement. Sogar gegen die in Europa gefürchtete Center-Riege der Basken konnten die Bamberger bestehen. Die Reboundstatistik konnten Bambergs Amerikaner Chris Ensminger und Spencer Nelson zusammen mit dem Letten Uvis Helmanis sogar für sich entscheiden. Pointguard Steffen Hamann spielte „wieder einmal sensationell“ (Bauermann) und Demond Mallet zog immer wieder erfolgreich zum Korb. Sogar dass Derrick Phelps, der angestammte Antreiber der Bamberger, verletzt zusehen musste, war da schnell vergessen.
„Es war unser Ziel, uns in Europa zu bewähren“, meinte Heyder nach dem Spiel. Denn: „Mit jedem Erfolg in Europa werden mehr mögliche Sponsoren auf uns aufmerksam.“ Vor allem überregionale Firmen für Spitzenbasketball in der fränkischen Provinz zu begeistern, sei gar nicht so einfach, weshalb nach wie vor jeder Kleinsponsor von Bedeutung sei, „und sei es der Jahreskarteninhaber“. Heyder schwärmt von seinem Publikum, auch wenn er findet: „Die Stimmung kann noch besser werden.“ Dass es schon jetzt nicht leicht ist, im Lärm der Bamberger Fans zu bestehen, bestätigte Velimir Perasovic. „Hier wird sich jede Mannschaft schwer tun“, sagte der Basken-Trainer.
Davon geht auch Dirk Bauermann aus. Auch er sprach von der europäischen Herausforderung, die man angenommen habe. Ob sich sein Team wirklich schon in der europäischen Spitze befindet, wird sich in der Euroleague-Zwischenrunde erweisen. Zuvor steht noch das nationale Gipfeltreffen an. Am 15. Februar empfängt der aktuelle Tabellenzweite der Bundesliga Spitzenreiter Alba Berlin in der „Frankenhölle“. Als kleiner Herausforderer des großen Hauptstadtclubs fühlen sich die Bamberger schon jetzt nicht mehr.
ANDREAS RÜTTENAUER