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Archiv-Artikel

Vermummter Angriff auf Polizisten

KRIMINALITÄT Bei einer Routinekontrolle werden Polizisten am Kottbusser Tor mit Plastersteinen und Brandsätzen beworfen. Polizei vermutet einen politischen Hintergrund, Staatsschutz ermittelt

In Kreuzberg haben in der Nacht zum Samstag rund 40 Vermummte eine Gruppe von Polizisten angegriffen. Nach Polizeiangaben befanden sich die etwa 20 Beamten in einem Routineeinsatz. Am Kottbusser Tor Ecke Reichenberger Straße kontrollierten sie Passanten auf Drogenbesitz, als sie plötzlich gegen 22.45 Uhr von der Adalbertstraße her mit Pflastersteinen und Brandsätzen beworfen wurden.

Eine 27-jährige Polizistin wurde dabei den Angaben zufolge knapp von einer wahrscheinlich mit Benzin gefüllten Flasche verfehlt. Sie erlitt Reizungen von Augen und Gesichtshaut. Ein Brandsatz landete auf der Frontscheibe eines Polizeimannschaftswagens. Auch Steine und Farbbeutel flogen gegen das Auto. Auf der Straße am Kottbusser Tor zündeten die Vermummten zudem nicht näher spezifizierte Gegenstände an.

Nach kurzer Zeit verschwanden die Angreifer in verschiedene Richtungen. Polizisten verfolgten rund 20 von ihnen, die gemeinsam in die Reichenberger Straße flüchteten. In einem Hinterhof nahmen Polizisten zwei der mutmaßlichen Angreifer fest, sie wurden dem polizeilichen Staatsschutz übergeben und inzwischen wieder freigelassen. Gegen sie wird wegen versuchter Tötung und Landfriedensbruchs ermittelt. Genaueres über die 26 und 22 Jahre alten Männer konnte oder wollte ein Polizeisprecher am Sonntag nichts sagen. Vermutet wird ein politischer Hintergrund der Tat.

In der Umgebung fanden die Beamten neue und abgebrannte Bengalos, mit kleinen Pflastersteinen gefüllte Jutebeutel sowie Handschuhe, Masken und Pullover. Die Polizei sucht nun weitere Zeugen des Geschehens.

In den vergangenen Jahren hatte es in Berlin immer wieder gezielte Angriffe auf Polizisten gegeben. Der bislang heftigste Vorfall: Im April 2011 wurde eine Polizeiwache in Friedrichshain von mindestens sechs Vermummten angegriffen. Es flogen Molotowcocktails und Steine, die Täter konnten unerkannt entkommen. Der Generalbundesanwalt ermittelt seitdem wegen versuchten gemeinschaftlichen Mordes und besonders schwerer Brandstiftung. Vor einem Jahr durchsuchten Ermittler in diesem Zusammenhang eine Wohnung in Berlin. Ob es einen Zusammenhang mit der jetzigen Tat gibt, ist offen. Ebenso unklar ist, ob die Angreifer von dem Polizeieinsatz wussten oder spontan reagierten. SEBASTIAN ERB