das wird der monat, der wird (2)
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Frankfurt, 3. Februar: Neuer Schock für Fußball-Deutschland. WM-Maskottchen Goleo tritt zurück. Der hosenlose Zausellöwe reagiert damit auf „den respektlosen Spott und den kalten Winter“. Der König der Tiere empört: „Kein Tierschützer wollte mir helfen. Soll doch der König der Fußballer, Herr Mayer-Vorfelder, nackt auf der Alb umherhüpfen.“

Berlin, 4. Februar: Mit Bestürzung reagiert die Fußball-Society auf Goleos Demission. WM-Beschaffer Beckenbauer: „Den hoam sicher diese Warentester aufgehetzt und ihm einen Fluchtweg gebaut.“ Bei einer Krisensitzung im Kanzlerinnenamt werden als Ersatz Heuschrecken, Suppenhühner und Blindschleichen ins Spiel gebracht. Die neue Fußballexpertin Angela Merkel plädiert „für Regenwürmer als Botschafter des WM-Rasens“.

Detroit, 5. Februar: Kurz vor der „XL. Superbowl“ im American Football sorgt die Bezeichnung XL für Konfusion: „XL means Extra Large“, jubelt George W. Bush. Ein lateinkundiger Berater flüstert ihm zu: „Es heißt 40, Mr President.“ Bush ist empört („Forty is Latin Bullshit. Diese Fucking Old Europeans wollen uns nur kleinreden“) und setzt die Army in Marsch: „Die Achse des Bösen ist überall. Löscht dieses komische Lateinien aus.“ Seine Generäle wälzen umgehend Atlanten.

Halle/W., 10. Februar: Das erste Einzel im Daviscup zwischen Deutschland und Frankreich bestreiten Boris Becker und Yannick Noah. „Nach den Comebacks von Martina Hingis, Pat Cash und John McEnroe waren wir uns das schuldig“, sagt Noah. Becker glaubt sogar, dass Wilhelm Bungert „wieder mit dem Training begonnen“ habe. Das Match wird noch beim Einspielen wegen beidiger Erschöpfung abgebrochen.

Cesana/Turin, 12. Februar: Der schon recht betagte Hacklschorsch wird nach dem olympischen Rodel-Gold („Jaawoahnsinnaverruckter“) vorsorglich in Sicherheitsverwahrung genommen: „Dieser komische Senioren-Signore drohte durchzudrehen.“ Dagegen versagen die deutschen Biathletinnen komplett: „Ohne die wärmende Ganzkörperwerbung bei Olympia“, sagt Kati Wilhelm, „hab ich so was von gefroren.“ Uschi Disl: „Unverantwortlich. Es war wie ein Strip.“

Frankfurt, 17. Februar: Goleo und keine Ende: Deutsche-Bank-Chef Ackermann versucht sich mit dem „DAX als WM-Glücksbringer“ in die Fußballwelt einzuschmeicheln. Er will ihn „Victory“ nennen und spreizt schon wieder die Finger.

Florenz, 27. Februar: Volle zwei Tage vor dem Testspiel gegen Italien ist Bundestrainer Klinsmann eingetroffen. „Insgesamt bin ich somit zwei Monate am Stück bei meiner Elf.“ Nach dem rabiat verstolperten 0:3 verhöhnen die Tifosi die Rumpel-Tedesci: „Ihr wärt sogar bei den Paralympics chancenlos.“

Berlin/Zoo, 28. Februar: Eine Vollversammlung der Zootiere beschließt die „generelle Ablehnung jeglichen Maskottchen-Missbrauchs unter allen unseren Arten“. Aus freier deutscher Wildbahn solidarisieren sich sogleich Spatz, Dorsch, Hirsch und Hausstaubmilbe: „Die Weltmeisterschaft wird maskottchenfrei stattfinden.“ Das Protokoll verzeichnet „sehr, sehr großen Jubel aus allen Schnauzen und Schnäbeln“.

BERND MÜLLENDER