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Archiv-Artikel

Fusion zwischen al-Qaida im Irak und Syrien abgesagt

SYRIEN Aiman al-Sawahiri kritisiert umstrittenen Schritt. Berichte über neue Gräueltaten

DUBAI/AMMAN afp/rtr | Al-Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri hat einem Zusammenschluss der Ableger des Terrornetzwerks im Irak und Syrien eine Absage erteilt. Der Chef der Gruppe Islamischer Staat von Irak (ISI), Abu Bakr al-Bagdadi, habe einen „Fehler“ begangen, als er die Vereinigung mit der syrischen Al-Nusra-Front verkündet habe, „ohne uns zu konsultieren“, heißt es in einem al-Sawahiri zugeschriebenen Brief, den der in Katar ansässige Nachrichtensender al-Dschasira am Montag auf seiner Internetseite veröffentlichte.

Die Ankündigung des Zusammenschlusses unter dem Namen Islamischer Staat im Irak und in der Levante habe „allen Dschihadisten geschadet“, kritisiert al-Sawahiri. Weiter heißt es: „Die Al-Nusra-Front ist ein unabhängiger Arm von al-Qaida.“

Herkunft und Echtheit des Briefes waren nicht zu überprüfen, allerdings teilte der Sender mit, das Schreiben stamme aus „zuverlässigen Quellen in Syrien“. Der Chef der Al-Nusra-Front, Abu Mohammed al-Dscholani, beteuerte nach dessen Veröffentlichung über den Kurznachrichtendienst Twitter seinen „Respekt“ für den irakischen Kollegen al-Bagdadi und seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit im Kampf „gegen die Feinde Gottes“.

Nach der Ankündigung der Pläne zu einem Zusammenschluss im April hatte al-Dscholani diese noch dementiert und al-Bagdadi für die Veröffentlichung kritisiert. Zugleich schwor al-Dscholani aber dem Al-Qaida-Chef al-Sawahiri seine Treue. In Syrien hatten diese Nachrichten zu Protesten auch anderer islamistischer Gruppen geführt.

Unterdessen wurden aus Syrien neue Gräueltaten gemeldet. Mitglieder der Opposition warfen den Streitkräften von Präsident Baschar al-Assad am Sonntag vor, nach der Einnahme von Kussair in der vergangenen Woche mindestens 100 Menschen erschossen zu haben, die vor den Kämpfen geflüchtet seien. Die Stadt war von syrischen Soldaten und Kämpfern der libanesischen Hisbollah-Miliz eingenommen worden. Die oppositionelle Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, islamistische Rebellen hätten in Aleppo einen 15-Jährigen vor den Augen seiner Eltern wegen Blasphemie erschossen. Große Teile der Stadt werden von den Rebellen kontrolliert. Zu ihnen gehören auch Islamisten, die der Al-Qaida nahe stehen.