: „Unverantwortlich und unmoralisch“
Uwe Foullong, Ver.di-Bankenexperte, will betriebsbedingte Kündigungen bei hohen Gewinnen verbieten lassen
taz: Die Deutsche Bank freut sich über eine Rekordrendite. Freuen Sie sich auch?
Uwe Foullong: Unsere Freude ist leider getrübt. Denn ein Prinzip der sozialen Marktwirtschaft lautet: Wenn es dem Unternehmen gut geht, dann muss es auch den Beschäftigten gut gehen. Bei der Deutschen Bank ist das leider nicht der Fall, weil trotz hoher Gewinne Personal abgebaut wird.
Wie hat es die Deutsche Bank geschafft, so viel Gewinn zu machen?
Das meiste Geld verdient die Deutsche Bank in Großbritannien und den USA. Dort sind die Gewinnmargen höher. Die Preise für Finanzdienstleistungen sind teurer als in Deutschland, weil dort nur noch wenige Banken den Wettbewerb beherrschen. In Deutschland sind die Preise niedriger, weil es noch intensiven Wettbewerb unter den Banken gibt.
Wird die Deutsche Bank die hohe Rendite in Zukunft halten können?
Das ist ungewiss. Denn die hohe Rendite wird vor allem mit Geschäften am Kapitalmarkt erzielt. Aber dieser Markt kann sehr launisch sein und unterliegt starken Schwankungen.
Die Deutsche Bank hat seit dem vergangenen Jahr tausende Mitarbeiter entlassen. Wie kann man Unternehmen, die Gewinne machen und Leute entlassen, zu mehr sozialer Verantwortung bringen?
Das Verhalten der Deutschen Bank ist unverantwortlich und unmoralisch. Eine innovative und auf Wachstum ausgerichtete Unternehmenspolitik wäre bei solchen Firmen auch ohne Entlassungen möglich. Wenn die Unternehmen ihre Strategie nicht freiwillig ändern, dann müssen wir betriebsbedingte Kündigungen bei profitablen Unternehmen gesetzlich verbieten – schon allein um dem Grundgesetz Genüge zu tun, denn „Eigentum verpflichtet“.
Ist es nicht illusorisch, von einer Bank zu fordern, auf nationale Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen?
Die Deutsche Bank ist sehr stark in Deutschland engagiert und verdient auch hier gutes Geld. Das Bankengeschäft ist eine Zukunftsbranche, weil die Nachfrage nach Finanzprodukten auch bei uns steigt. Alle Argumente sprechen für eine auf Wachstum ausgerichtete Unternehmenspolitik der Deutschen Bank auch in Deutschland.
INTERVIEW: TARIK AHMIA