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Archiv-Artikel

Erinnerung ist Arbeit

Zum Gedenken der Deportation Bremer Juden reisen Bremer BürgerInnen im Mai nach Theresienstadt

Von aha

Es war das ritualisierte Gedenken, das für den früheren Grünen Bürgerschaftsabgeordneten Hermann Kuhn immer wieder neue Anknüpfungspunkte zur Erinnerungsarbeit gab. Die Einweihung des Mahnmals zur Bremer Pogromnacht in der Dechanatsstraße Ende der 70er-Jahre, die Reise nach Minsk anlässlich des 50. Jahrestages der Deportation Bremer Juden nach Minsk und weiterhin jeder offizielle Gedenktag am 9. November in der Bürgerschaft. Irgendwann sei ihm aufgefallen, dass man nur sehr wenig über die Bremer Opfer des Nationalsozialismus wisse. Vielleicht habe man gewusst, wo sie gewohnt hätten, aber ansonsten seien ihre Lebensläufe weitgehend im Dunkel geblieben. „Sichtbar machen“ müsse man die Spuren, die die Bremer jüdischen Glaubens in unserer Stadt hinterlassen hätten, sagt er.

Zeigen, wie auch Gunter Demnichs Stolpersteine es tun, dass Menschen und bremische Lebensgeschichten hinter den Namen stehen. Tatsächlich hätten sich im Zuge solcher Projekte ehemalige Nachbarn und entfernte Verwandte gemeldet, die die Anonymität der Opfer mit Geschichten vertreiben konnten.

Der diesjährige Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, der 27. Januar, stand und steht immer noch im Zeichen der Deportationen jüdischer BürgerInnen nach Theresienstadt. Zum Gedenken an diese 164 BremerInnen, die 1942 und 1945 dorthin deportiert wurden, soll am 8. Mai dieses Jahres im Zuge einer Reise nach Tschechien eine aus Spenden finanzierte Gedenktafel übergeben und angebracht werden. Ist der Anlass der Reise in erster Linie das Gedenken der Opfer, richtet sich der Blick auch nach vorn. Die mitreisenden Bremer BürgerInnen werden neben dem Aufenthalt in Terezin, so der tschechische Name Theresienstadts, auch nach Prag reisen.

Und die jungen Leute – wie gehen die mit dem Gedenken um? Hermann Kuhn schweigt erstmal. „Man kann eben nichts erzwingen.“ Es gebe viel „Gegrummel“ unter jungen Leuten und den Versuch, das Thema möglichst nicht so nah an sich herankommen zu lassen. Andererseits sei der Besuch von den Zeitzeugen Michaela Vidláková und Artur Radvansky in Bremer Schulen bewegend und ermutigend gewesen. Mit großer Aufmerksamkeit, ohne sich ihrem Handy oder dem Pausenbrot zu widmen, seien die SchülerInnen bei der Sache gewesen. „Aber die Zeitzeugen sterben aus. Im Grunde haben wir eine viel zu kurze Zeit genutzt, um sie erzählen zu lassen. Eine große Chance ist verpasst“, resümiert Kuhn.

Früher habe er sich gegen das „verordnete“ Gedenken gesperrt, aber „wenn man nicht gedenkt, fehlen die Anknüpfungspunkte ganz und gar“. aha

Der Verein „Erinnern für die Zukunft e. V.“ veranstaltet vom 7.–11. Mai die Reise nach Theresienstadt. Kontakt und weitere Informationen unter☎ 36120 98 oder Mail an info@erinnernfuerdiezukunft.de